Biofleisch

Authentische italienische Küche hat mehr zu bieten als nur Pizza und Pasta. Viele Gerichte bestehen, wie beispielsweise die italienischen Braten Arrosto, Bollito, Brasato, Lesso, Stracotto oder Stufato (vgl. unsere Extraseite Fleischgartechniken), aus Fleisch. Wer sich bewusster ernähren möchte, greift gerne auf Biofleisch zurück. Doch hält das Fleisch aus biologischer Haltung, was es verspricht? In diesem Beitrag beleuchten wir ausführlich die verschiedenen Perspektiven der ökologischen Landwirtschaft und blicken auf die Situation in Italien.

 

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Was haben Biobetriebe bei der Haltung von Nutztieren zu beachten?

Damit Tierhalter ihre Produkte als Bio verkaufen können, sind bei der Herstellung gewisse Kriterien zu berücksichtigen. Die Europäische Union (EU) hat hierzu bestimmte Grundsätze formuliert und auf ihrer Internetpräsenz veröffentlicht.[1] Diese Mindeststandards gelten sowohl für Italien als auch für Deutschland. Zu diesen Grundsätzen zählen zum Beispiel, dass Landwirte ihre Nutztiere zu 100 Prozent mit biologischen Nahrungsmitteln füttern. Dieses stammt aus der unmittelbaren Umgebung oder sogar aus dem eigenen Betrieb. Jungtiere erhalten Muttermilch als Nahrung. Es kommen natürliche Fortpflanzungsmethoden zum Einsatz, wobei die künstliche Besamung der Tiere erlaubt ist. Auch der Tierschutz ist in der biologischen Landwirtschaft von hoher Bedeutung. So ist es wichtig, dass die Tiere eine ausreichend große Fläche im Außen- und Innenbereich erhalten. Im Gegensatz zur konventionellen Tierhaltung haben die Tiere fast immer die Möglichkeit, eigenmächtig auf die Außenfläche zu gelangen.

Untersagt ist hingegen zum Beispiel das Anbinden und Festhalten der Nutztiere, auch Einzelhaltung ist nur in bestimmten Fällen möglich, wobei meist medizinische Gründe zu den Ausnahmen der einzelnen Absonderung zählen. Auch der Einsatz von Antibiotika ist streng geregelt. Diese Medikamente finden im Krankheitsfall nur dann Verwendung, wenn homöopathische Mittel oder andere Arzneimittel ungeeignet sind. Ein weiterer Punkt, der die ökologische Tierhaltung auszeichnet, ist die geringe Anzahl an Tieren auf einem Hof. Dadurch wird der Überweisung, der Umweltverschmutzung sowie der Bodenerosion vorgebeugt. Hormone und ähnliche Stoffe kommen bei dieser Haltungsform, ohne ärztlichen Grund, ebenfalls nicht zum Einsatz. Zudem ist es notwendig, dass der Tierhalter über gewisse Grundkenntnisse bezüglich der Gesundheit und dem Schutz der Tiere verfügt [2].

 

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Was ist Biofleisch und wo erhalte ich Fleischerzeugnisse aus ökologischer Tierhaltung?

Biofleisch kaufen ist beispielsweise beim Metzger oder Supermarkt des Vertrauens möglich. Biofleisch besteht zu 95 Prozent aus Fleisch von Tieren aus ökologischer Tierhaltung. Auch dies ist ein Grundsatz, welchen die Europäische Kommission formuliert hat, wenn es sich um biologische Tiererzeugnisse handelt. Die Vorschriften für die Lebensmittelkette gelten von der Aufzucht bis zur Herstellung. Für die restlichen 5 Prozent der tierischen Bestandteile der Bioprodukte zählen strenge Auflagen. So existieren klare Vorgaben, welche Zusatzstoffe in der biologischen Produktion Verwendung finden.[3]

 

Die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft und Tierhaltung

Die artgerechte Tierhaltung in Deutschland ist eng mit der ökologischen Landwirtschaft verknüpft. Eine bewusste Nutztierhaltung entwickelte sich bereits im 20. Jahrhundert, denn das Agrarwesen war nicht immer umweltfreundlich. Deswegen suchten bereits in den 1920er und 1930er-Jahren verschiedene Gruppierungen Auswege aus dem traditionellen Ackerbau. Die sogenannte Lebensreform-Bewegung verfolgte als Ziel die Rückkehr zu einer naturgemäßen Lebensweise. Aufgrund ihrer vegetarischen Grundsätze setzte sich die Bewegung dafür ein, die Haltung von Nutztieren einzuschränken beziehungsweise vollständig zu unterlassen. Auch in Italien gab es übrigens schon früh Kritik an der damals aktuellen Fleischproduktion, wie Vincenzo Corrados 1781 veröffentlichte Schrift Del cibo pitagoreo (dt.: Über vegetarische Nahrung) zeigt.

In diesem Zeitraum Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden erste Ansätze der artgerechten Haltung von Tieren. Die ökologische Landwirtschaft entwickelte sich auch aufgrund verschiedener Bewegungen über die Jahre weiter. In den 80er und 90er-Jahren standen zum Beispiel die Ökologie, der Umweltschutz und die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Dies wirkte sich auch auf eine wesensgerechte Tierhaltung aus. Das Tierwohl ist und bleibt bis heute ein zentrales Thema im öffentlichen Diskurs.[4]

 

Wie unterscheiden sich Biobetriebe von der konventionellen Tierhaltung?
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Aufgrund der Grundsätze der Europäischen Union unterscheidet sich die ökologische Haltung von Nutztieren deutlich von der konventionellen Tierhaltung. Die EU-Öko-Verordnung gibt hier den Mindeststandard vor. Tiere wie Schweine oder Rinder profitieren in Biobetrieben von mehr Freiheit im Stall sowie auf den Außenflächen. Dazu zählen zum Beispiel bei Schweinen ein klar getrennter Innen- und Außenbereich sowie das Eindecken der Flächen mit Stroh.[5]

Mit dieser natürlichen Ressource erhalten die Schweine die Möglichkeit, sich darin zu wühlen oder ein Nest zu bauen. So ist für jedes Schwein in der konventionellen Tierhaltung nur ein Quadratmeter Stallfläche vorgesehen. Die EU-Öko-Verordnung schreibt als Mindeststandard für Bio-Betriebe dagegen mindestens 1,5 Quadratmeter Fläche im Innenbereich für Schweine vor. Für die Außenfläche sind 1,2 Quadratmeter vorgegeben. Auch bei der Haltung von Legehennen sind deutliche Unterschiede erkennbar: In der konventionellen Bodenhaltung bewegen sich neun Legehennen auf einem Quadratmeter Stallfläche. In der ökologischen Tierhaltung teilen sich sechs Legehennen einen Quadratmeter Stallfläche. Außerdem sind hier noch 4 Quadratmeter Außenfläche pro Tier vorgesehen.[6]

Des Weiteren werden in der biologischen Nutztierhaltung keine wachstumsfördernden Stoffe verwendet. Im Gegensatz zur konventionellen Tierhaltung, die sich oftmals auf eine Tierart spezialisiert, sind in ökologischen Landwirtschaftsbetrieben verschiedene Tiere beheimatet. Zudem existiert in der ökologischen Landwirtschaft keine Massentierhaltung. Die Tiere in der ökologischen Landwirtschaft leben deutlich länger, denn hier steht ein möglichst schnelles Mästen und Weiterverarbeiten der Fleischerzeugnisse nicht im Vordergrund.

Das wirkt sich auch auf den Geschmack des Fleisches aus. Bei der ökologischen und artgerechten Tierhaltung kommt nur spezielles Bio-Futter zum Einsatz, ohne künstliche Zusätze. Obendrein ist genverändertes Tierfutter verboten. Da die Tiere in Biobetrieben mehr Auslauf und Fläche zur Verfügung haben, wirkt sich diese artgerechte Haltung auch auf das Immunsystem aus. Das Nutztier ist weniger krank und benötigt daher auch nur geringe Mengen an Antibiotika oder eben gar keines.

 

Vor- und Nachteile des Bio-Fleischkonsums

Bei der Frage, ob Fleisch aus ökologischer Haltung tatsächlich gesünder ist, scheiden sich die Geister. Diese Fragestellung haben bereits mehrere Studien untersucht, mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Eine Studie der Newcastle University kam zu dem Schluss, dass Fleischerzeugnisse aus ökologischer Haltung 50 Prozent mehr wertvolle Omega-3-Fettsäuren enthalten als die Fleischprodukte aus konventioneller Herstellung. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass das Futter einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität des Fleisches nimmt.[7]

Nutztiere aus biologischer Haltung erhalten mehr Raufutter, welches zum Beispiel aus Gras und Heu besteht. Ein Vorteil von Biofleisch ist aber definitiv, dass dieses weniger Antibiotika-Reste enthält als Fleisch aus herkömmlicher Aufzucht. Bei Fleisch aus ökologischer Herstellung ist die artgerechte Haltung nicht immer überall gewährleistet. Je nach Zertifikat unterscheiden sich die Voraussetzungen, um dieses zu erhalten. Das erläutert die gemeinnützige Tierschutzorganisation PETA auf ihrer Internetpräsenz. Die Organisation bemängelt unter anderem, dass die verbesserte Haltung der Tiere nicht ausreichend ist.

Die biologische Landwirtschaft käme vor allem der Natur zugute. So sei die ökologische Tierhaltung für die Umwelt von Vorteil, da weniger bis keine Pestizide Verwendung finden. Biofleisch online kaufen ist mittlerweile eine weitere Möglichkeit, um hochwertige Bio-Fleisch-Produkte zu erwerben. Auf den ersten Blick etwas ungewohnt, erhält man hier Biofleisch direkt vom Erzeuger ohne Zwischenhändler.

 

Zahlen zur Entwicklung des Konsums von Biofleisch in Italien im Vergleich zu Deutschland

Dennoch ist es eine erfreuliche Entwicklung, dass der Bio-Fleischkonsum und die Herstellung von Bio-Fleisch im europäischen Raum zunimmt. Zwar handelt es sich nur bei sieben Prozent der Bio-Unternehmen um Schlachtereien und Fleischverarbeiter, was ungefähr 4.700 Betrieben entspricht. Dennoch hat Italien bei seinem Konsum von Bio-Fleisch im Vergleich zu anderen Ländern wie Deutschland deutlich die Nase vorn. 700 Bio-Betriebe gibt es laut den Angaben von Ökolandbau.de in Italien.

380 Bio-Fleischereien befinden sich in Deutschland. Spitzenreiter ist Frankreich mit 1.500 Bio-Fleischereien. Bei der Betrachtung aller Bio-Herstellungs-Branchen liegt Italien mit circa 20.100 Bio-Verarbeitungsunternehmen auf dem 1. Platz (Stand 2018).[8] Auch im Jahr 2023 erlebt die ökologische Tierhaltung in Italien einen Aufschwung. So zeigen viele Biobetriebe in Italien einen deutlichen Zuwachs an Tieren, was sich auch auf die gesamte Branche auswirkt.

In Italiens Viehbestand leben 8,2 Prozent der Rinder in ökologischer Tierhaltung. Bei den Ziegen sind es 10,5 Prozent und bei den Schafen 9,7 Prozent. Bei der Haltung von Schweinen gibt es jedoch noch Nachholbedarf. Hier kommen lediglich 0,6 Prozent der Tiere aus der ökologischen Landwirtschaft.[9]

 

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Konsum von Bio-Fleisch: eine individuelle Entscheidung

Ob man sich für den Kauf von Bio-Fleisch entscheidet, ist eine individuelle Wahl. Dies ist von mehreren Faktoren abhängig. Denn das Fleisch aus biologischer Haltung ist oftmals mit höheren Kosten verbunden und auch die gesundheitlichen Aspekte sind überschaubar. Dennoch trägt die Verwendung von Bio-Fleisch dazu bei, dass es der Umwelt und den Tieren etwas besser geht. Hochwertige Haltungsformen haben eine Auswirkung auf den Geschmack des Fleisches, welches sich auch auf die Qualität der Rezepte auswirkt, wenn man beispielsweise den bereits erwähnten Rinderschmorbraten zubereiten möchten.

Wer nicht auf Fleisch verzichten und Massentierhaltung nicht unterstützen möchte, ist gut darin beraten, auf Biofleisch umzusteigen. Dabei ist es durchaus empfehlenswert, sich darüber zu informieren, wo das Fleisch herkommt und welche Produktionskette es durchlief. So steht einer köstlichen italienischen Mahlzeit mit den richtigen Rezepten nichts mehr im Weg.

 

 

Fußnoten    (↵ zurück zum Text; ggf. geschlossenen Text zunächst öffnen)

  1. Vgl. Agriculture, Vorschriften für die Tierhaltung / Vorschriften für die Lebensmittelkette
    (Letzter Zugriff: 06.09.2023)
  2. Vgl. ebd.
  3. Vgl. ebd.
  4. Vgl. Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen / Geschichte und Richtungen des ökologischen Landbaus (Letzter Zugriff: 06.09.2023)
  5. Vgl. Nahgenuss / Biofleisch: Was ist eigentlich der Unterschied zu “normalem” Fleisch?, 14. Mai 2017 (Letzter Zugriff: 06.09.2023)
  6. Vgl. Agrarkoordination / Biopoli Arbeitsheft: Ökologische und konventionelle Landwirtschaft im Vergleich, Seite 19 (Letzter Zugriff: 06.09.2023)
  7. Vgl. Studie: Biofleisch ist nicht gleich Fleisch, in: Der Standard v. 16. Februar 2016 (Letzter Zugriff: 06.09.2023) sowie Anm. 5
  8. Vgl. Ökolandbau / Jährlich mehr Bio-Verarbeitungsunternehmen in der EU , letzte Aktualisierung: 05.03.2020 (Letzter Zugriff: 06.09.2023)
  9. Vgl. GIFT (Great Italian Food Trade): Die Anzahl der Bio-Produkte in Italien, eine ausführliche Analyse (Letzter Zugriff: 06.09.2023)

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024
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