Büchertipps

Ab und zu erreichen uns Anfragen nach Literaturhinweisen zur authentischen italienischen Küche. So bat zuletzt Peter H. um Empfehlung von Büchern, “wo man noch mehr solche detaillierten Informationen findet”, wie wir sie in Rezepten oder &mehr-Beiträgen präsentieren.

Nun haben wir natürlich einen ziemlich großen Fundus an Fachliteratur und Rezeptbüchern zur italienischen Küche, doch vieles ist auf Italienisch geschrieben und damit für die meisten unserer Besucher vermutlich uninteressant. So haben wir hin und her überlegt, was wir denn Besuchern empfehlen könnten, die sich in die Geschichte und Hintergründe der italienischen Küche vertiefen möchten. Herausgekommen sind insgesamt sieben Büchertipps in drei Kategorien: A) reine Sachbücher, B) Kochbücher mit einem hohen Anteil an zusätzlichen Informationen und C) ein Verzeichnis regionaler italienischer Lebensmittel.

 

A) Sachbücher

 

1) Peter Peter: Cucina e cultura. Kulturgeschichte der italienischen Küche, München (C.H. Beck) 2006
184 Seiten, einige s/w Abbildungen, 17 x 24 cm, ISBN: 978-3-406-63636-3 (vormals: 978-3-406-55063-8), 19,95 €

Klappentext: “Diese Geschichte der italienischen Küche spannt einen weiten Bogen von der Zeit der Römer bis zum weltweiten Siegeszug der italienischen Küche in den letzten Jahrzehnten. Es wird von antiken Symposien und päpstlichen Renaissance-Gelagen erzählt, von berühmten Kochbüchern und raffinierten Fischgerichten, vom Siegeszug der Nudeln und von den Wurzeln der cucina povera, der gesunden Landküche mit ihrer legendären Mittelmeerdiät. Viele interessante Rezepte regen dazu an, sich kochend auf eine Reise durch Raum und Zeit zu begeben. Denn gerade die regionale Vielfalt von den Alpen bis zur Stiefelspitze erweist sich als unerschöpflicher Fundus für kulinarische Kreativität.”

mano italianaUnsere Meinung:
Peter Peter hat ein sehr spannendes Buch geschrieben. Der Autor ist ausgewiesener Italien- und Küchenkenner und konzentriert sich auf das Wesentliche, was anschaulich erklärt wird. Das Buch ist chronologisch geordnet und reicht von der Küche der Antike bis zur Slow Food-Bewegung. Eingestreut finden sich kurze Kapitel über Sachthemen wie Olivenöl, Pizza, Caffè usw. Nachteilig ist, dass leider auf ein hilfreiches Sachregister verzichtet wurde. Außerdem gilt es zu beachten, dass der Verlag das Buch auch in einer gekürzten und vereinfachten, nur 144 Seiten umfassenden Ausgabe unter dem Titel Italienische Küche. Geschichten und Rezepte veröffentlicht hat, die ein zum Verwechseln ähnliches Cover wie der von uns empfohlene Band hat.

 

2) Elena Kostioukovitch: Italia! Die Italiener und ihre Leidenschaft für das Essen, Frankfurt/M. (Fischer) 2015
551 Seiten, einige s/w Abbildungen, 17 x 23 cm, ISBN: 978-3-10-002414-5, 24,99 €

Klappentext: “Die leidenschaftliche Beziehung der Italiener zu ihrer Küche ist legendär. Gespräche über das Aroma eines “ragù” und den passenden Rotwein haben den gleichen Stellenwert wie das Debattieren über Sport oder Politik. Dieses Phänomen hat die Historikerin Elena Kostioukovitch, die seit über 20 Jahren in Italien lebt, nicht mehr losgelassen. Sie nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte, Kultur und Traditionen der Küche Italiens. Kenntnisreich und unterhaltsam berichtet sie von den regionalen Spezialitäten und Eigenheiten, vom bergigen Friaul bis hin zu den Olivenhainen Siziliens. Sie erzählt von altüberlieferten Zubereitungsmethoden, von Slow Food und Volksfesten und macht so die einzigartige Vielfalt und den Reichtum der italienischen Kultur, die Leidenschaft und Lebensfreude Italiens auf unnachahmliche Weise erfahrbar.”

mano italianaUnsere Meinung:
Nicht chronologisch, sondern nach geographischen Regionen strukturiert die in Mailand lebende Russin Elena Kostioukovitch ihr Buch, das neben der Behandlung der Regionalküchen auch kurze Exkurse zu Sachthemen wie Risotto, Jüdische Küche, Demokratie usw. sowie ein Vorwort von Umbert Eco enthält. Sehr kenntnisreich werden die spannenden Themen abgehandelt, wenngleich die auch als Literaturübersetzerin und Verlegerin tätige Autorin ihr Bildungswissen manchmal etwas mäandern lässt.

 

3) John Dickie: Delizia! Die Italiener und ihre Küche. Geschichte einer Leidenschaft, Frankfurt/M. (Fischer) 2008
444 S., einige F-Abb., 14 x 21,5 cm, ISBN: 978-3-596-17630-4, 12,95 €

Klappentext: “Pesto alla Genovese, Spaghetti Napoli, Bistecca alla Fiorentina, Saltimbocca alla Romana… – ohne die Städte gäbe es die italienische Küche in ihrer heutigen Form gar nicht. Entgegen der landläufigen Meinung ist diese nicht als Bauernkost in den toskanischen Weinbergen und Olivenhainen entstanden, sondern verkörpert die Geschichte und das Selbstbewusstsein der reichen, unabhängigen Stadtstaaten. Nach seinem Bestseller über die Geschichte der Mafia wendet sich John Dickie der prachtvollen Historie des italienischen Essens zu, die zugleich die Geschichte der beliebtesten Küche der Welt ist. Dabei fördert er Erstaunliches über die angeblich so wohl bekannte Kochkunst zutage und räumt mit vielen Mythen auf. Eine ungewöhnliche, kluge und faszinierende Geschichte Italiens und seiner größten Leidenschaft.”

mano italianaUnsere Meinung:
John Dickie ist ein britischer Historiker mit dem Forschungsschwerpunkt Italien. Er hat u.a. über den Mezzogiorno, das Erdbeben von Messina 2008, die Mafia und eben auch über die italienische Küche publiziert. Sein Buch ist primär chronologisch strukturiert und spannt den Bogen vom Mittelalter bis ins 3. Jahrtausend, wobei in 20 Kapiteln für unterschiedliche Zeitabschnitte jeweils ein typischer Ort und etwas dort Entstandenes oder Geschehenes aufgegriffen wird. Für 1891 ist es bspw. das Erscheinen von Pellegrino Artusis Kochbuch La scienza in cucina e l’arte di mangiar bene (Von der Wissenschaft des Kochens und der Kunst des Genießens), auf das auch wir auf unseren Seiten schon wiederholt verwiesen haben. Dickies Text ist gut zu lesen und beinhaltet eine Fülle an Informationen.

 

 

B) Kochbücher
Von den vielen Italien-Kochbüchern wollen wir eigentlich gar keine vorstellen, doch drei Ausnahmen machen wir. Nicht um der Rezepte willen, sondern wegen der vielen Hintergrundinformationen und tollen Fotos, die diese Bücher enthalten.

 

4) Claudia Piras (Hrsg.): Culinaria Italia. Italienische Spezialitäten, Königswinter (Könnemann) 2004
496 Seiten, zahlreiche F-Abbildungen, 27 x 31 cm, ISBN: 3-8331-1049-X

Klappentext: “Das “Land, wo die Zitronen blühn” ist nicht nur seit Goethe ein faszinierendes Reiseziel. Die reiche Kultur und die abwechslungsreiche Landschaft Italiens hat Künstler und Schriftsteller aller Epochen angezogen und beflügelt. […] Begleiten Sie uns auf einem kulinarischen Giro d’Italia, der im Nordosten beginnt […] Wie gelangt der Blauschimmel in den Gorgonzola? Woher kam das Eis, als es noch keine Kühlschränke gab? […] Culinaria Italia blickt hinter die Kulissen und gibt Antworten auf diese und viele andere Fragen […].”

mano italianaUnsere Meinung:
Den Autoren ist es in der Tat gelungen, viele Antworten auf ebenso viele Fragen zu finden. Das nach Regionen gegliederte Buch enthält neben vielen Rezepten, die allerdings für unseren Geschmack oft etwas kurz abgehandelt werden, eine Fülle von tollen Fotos und v.a. Informationen über Aspekte rund um das italienische Essen und Trinken. Von historischen Zubereitungsweisen (die Küche des Mittelalters, der Renaissance usw.) über die Vorstellung typischer Produkte bis hin zu italienischen Tafelwasser-Sorten fehlt praktisch nichts. Allerdings ist der Text teilweise nicht mit der gebotenen Sorgfalt redigiert worden.[1] Plant man die Anschaffung dieses Buchs, sollte man allerdings auf die Ausgabe achten. Die oben genannte Ausgabe ist z.Z. nur antiquarisch zu beschaffen. Und: Der H.F.Ullmann-Verlag hat das Buch unter dem gleichen Titel verlegt, doch diese Ausgabe hat nur 380 Seiten und damit fehlen rund ein Viertel spannende Seiten. Zudem ist diese Ausgabe in den Maßen geschrumpft, so dass der ohnehin teilweise etwas klein geratene Text noch schwerer lesbar wird. Und um das Chaos zu vergrößern (oder um noch mehr Gewinne zu erwirtschaften?) wird die gerade genannte Ausgabe vom H.F.Ullmann-Verlag noch unter einem zweiten, völlig anderen Titel vermarktet: Dann heißt das Buch Italien. Spezialitätenküche und ist ebenfalls gekürzt und in einem kleineren Format.

 

5) Cornelia Schinharl: Italien. Küche und Kultur, München (Gräfe &Unzer) 2011
576 Seiten, zahlreiche F-Abbildungen, 22 x 27,5 cm, ISBN: 978-3-8338-2010-6

Klappentext: “Ganz Italien in einem Band. Cornelia Schinharl führt Sie in die bekannten und unbekannten Landschaften Italiens und stellt Ihnen die auf vielen Reisen entdeckten Spezialitäten und ihre Produzenten vor. Mit über genussvollen 300 regionalen Rezepten und schön bebilderten Reportagen über Land und Leute nimmt sie Sie mit auf eine anregende kulinarische Reise durch Italiens Küche und Kultur.”

mano italianaUnsere Meinung:
Die renommierte Gastro-Autorin Cornelia Schinharl hat in ihr schön bebildertes Kochbuch viele spannende Informationen über Aspekte rund um das italienische Essen und Trinken eingestreut. So erfahren wir beispielsweise etwas über italienischen Reis, Mozzarella-Herstellung und Kaffee. Die Rezepte sind teilweise mit Vorsicht zu genießen, wenn man authentische Rezepte sucht. So wird bspw. der Klassiker Pappa al pomodoro lifestylig mit Garnelen kombiniert – kann man machen, doch man würde zumindest den Hinweis erwarten, dass das Hinzufügen von Garnelen sicherlich nicht dem klassischen Rezept entspricht, sondern eher den Erwartungen einer zu erreichenden zahlungskräftigen Leser-Zielgruppe geschuldet ist. Und – um Doppelanschaffungen zu vermeiden – Achtung: Jeweils unterschiedliche Teile des Buchs sind unter den Titeln Piemont und Ligurien, Toskana, Umbrien und die Marken bzw. Süditalien erschienen. Die Gesamtausgabe ist momentan leider nur antiquarisch erhältlich.

 

6) François-Régis Gaudry & Freunde: Die Gourmet-Bibel Italien. Absolut alles über die italienische Küche, München (Christian) 2022
dt. Erstveröffentlichung, 400 S., zahlreiche F-Abb., 25 x 33,3 cm, ISBN: 978-3-95961-578-5, 70,00 €

Vgl. unsere ausführliche Rezension

 

 

C) Verzeichnis italienischer Lebensmittel

 

7) Gabriele Rosso, Cecilia Toso (Red.): Atlante Slow Food dei Prodotti regionali italiani, Bra (Slow Food Editore) 2015
702 Seiten, zahlreiche F-Abbildungen, 15 x 19,5 cm, ISBN: 978-88-8499-392-2, 23,99 €

Klappentext: “Un repertorio che nasce dalla straordinaria varietà di paesaggi e tradizioni; un volume che prende il lettore per mano e lo conduce tra borgate, valli e alpeggi, facendogli scovare piccole e grandi produzioni di qualità. Un viaggio tra le regioni italiane che permette di scoprire i segreti di casari, norcini, pastai, panettieri e pasticcieri. Una raccolta che descrive il meglio della cultura gastronomica italiana, raccontando origini e caratteristiche di formaggi, salumi, paste fresche e secche, pani e dolci.”

mano italianaUnsere Meinung:
Es handelt sich um ein nach Regionen strukturiertes Buch, in dem für eine Region typische Lebensmittel (Käse, Wurst, Nudeln, Brot und Dolci) aufgelistet, durch ein Farbfoto bildlich dargestellt und kurz erläutert werden. Der Text ist zwar auf Italienisch, doch auch wenn man des Italienischen nicht mächtig ist, bekommt man z.B. als in Italien Reisender einen guten Überblick über das, was man vor Ort unbedingt probieren sollte. Und den Sinn der kurzen italienischen Texte kann man mit unserem italienisch-deutschen Küchenlexikon tendenziell erschließen.

 

Und noch ein Tipp zur Beschaffung:
Lieferbare Bücher findet man bei Buchhandel.de, vergriffene Bücher kann man antiquarisch über Antiquariate mit Meta-Suche wie Eurobuch.com oder Buchhai.de beschaffen.

 

Besprechungen vieler historischer (Koch-)Bücher zur italienischen Küche findet man in unserer Reihe Italienische Kochbücher und Köche.

 

Fußnoten    (↵ zurück zum Text; ggf. geschlossenen Text zunächst öffnen)

  1. Ein Beispiel: In einem Artikel über den Renaissance-Hofkoch Cristoforo da Messisbugo wird besonders dessen Fähigkeit, Fleisch kunstvoll zu tranchieren, hervorgehoben. Als Illustration ist eine offenbar historische Abbildung beigefügt, die u.a. verschiedene Messer zeigt – und aufgrund des Kontexts vom Leser dem im Artikel genannten Kochbuch Messisbugos zugeordnet wird. Tatsächlich stammt die Abbildung aber aus Bartolomeo Scappis Opera

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 8. Februar 2024
Wird die Seite ganz oder in Teilbereichen nicht richtig angezeigt, freuen wir uns über einen kurzen Hinweis an
matta@a-i-k.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert