Italienische Krimis – I Gialli

Italienische Krimis sind Gegenstand unseres heutigen, etwas längeren Beitrags, in dem wir über den Tellerrand hinaus schauen und uns dem literarischen Phänomen der Gialli zuwenden – nicht immer Bildungslektüre, aber meist unterhaltsam und immer geeignet, unser Wissen über Italien zu vermehren.

Das Genre des Kriminalromans boomt, in Italien wie in Deutschland. Ähnlich wie hier im Schwarzwald oder in Ostfriesland Kommissare verschiedene Delikte aufklären und dabei viel Lokalkolorit erkennbar wird, so geschieht es auch in Italien: Verschiedene Krimis(erien) geben uns nicht nur unterhaltsam Einblick in die Welt des Verbrechens, sondern machen uns auch vertraut mit Sitten und Gebräuchen der verschiedenen Regionen Italiens. So ermöglichen italienische Krimis auf unterhaltsame Art und Weise eine Vertiefung in Sachen Landeskunde. Grund genug, einen Blick auf das Phänomen der Gialli zu werfen.

italienische krimis

Beginnen wir mit einem Blick zurück. Den Grundstein für den heutigen italienischen Kriminalroman legte das Verlagshaus Mondadori, in dem ab 1929 hunderte von Krimis zu niedrigen Preisen erschienen. Waren es anfangs oft Übersetzungen englischer oder amerikanischer Autoren, so kamen nach und nach auch italienische Schriftsteller dazu. Die Kriminalromane aus dem Hause Mondadori erschienen grundsätzlich mit vornehmlich in der Farbe Gelb (it.: giallo) gehaltenen Einbänden und prägten das Genre so stark, dass der Kriminalroman in Italien nicht romanzo poliziesco, was eigentlich der richtige Name wäre, sondern schlicht giallo genannt wird, und dies nicht nur in der Literatur, sondern nachfolgend auch in Film und Fernsehen.

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Giallo von Mondadori aus dem Jahr 1956

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Zunächst galten die Krimis angesichts ihrer thematischen Ausrichtung und einfachen Sprache als billige Trivialliteratur für ein wenig anspruchsvolles Lesepublikum. Wenn auch die von Mondadori bis heute fortgeführte Serie der Galli nach wie vor ein wenig dieser Tradition verhaftet ist, hat sich der italienische Krimi aufgrund differenzierterer Handlungs- und Erzählstrukturen der “ernsthaften” Literatur genähert. Viele heute bekannte Krimiautoren veröffentlichen denn auch nicht nur Krimis, sondern auch klassische Romane. Endgültig das Image des Groschenromans abgelegt hat der italienische Krimi in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als zunehmend auch gesellschaftskritische Themen aufgegriffen wurden oder gar tatsächliche historische Ereignisse (wie das Attentat auf Borsellino in Palermo) im Krimi verarbeitet wurden. Beim Vergleich der italienischen Originaltitel mit deren deutschen Übersetzungen fiel mir auf, dass die italienischen Titel oftmals ziemlich neutral sind, während die deutschen Titel meist sofort das Krimi-Genre erkennbar werden lassen – vielleicht ein Hinweis auf den in Italien besonders energisch betriebenen Versuch der “Auflösung der starren Trennung zwischen vermeintlich hoher und vermeintlich niedriger Literatur mit den Ziel der Synthese.”[1]

Bei unserer Übersicht über die Gialli der ca. 25 letzten Jahre haben wir nur Autoren berücksichtigt, deren Werke zumindest teilweise in deutschen Übersetzungen auf dem aktuellen Buchmarkt bzw. antiquarisch verfügbar sind. Konzentriert haben wir uns dabei auf klassische Krimis (und dabei z.B. das Genre des Thrillers ausgeklammert) und auf Reihen, also solche Krimis, deren Protagonisten in mehreren Bänden erscheinen. Bewusst haben wir uns auf italienische Autoren beschränkt, denn Werke nichtitalienischer Autoren – wie Donna Leons Brunetti-Romane (und besonders deren Verfilmungen) – strotzen meist vor landläufigen Italien-Klischees und verstellen damit eher den Blick auf Italien, als dass sie zur Kenntnis des Landes beitragen. Geordnet haben wir unseren Überblick geographisch, genauer gesagt nach primären Handlungsorten, denn so sind unsere Hinweise vielleicht auch als Reiselektüre eher nutzbar und zudem bestehen wie bei den Regionalküchen unterschiedliche regionale Akzentsetzungen. Und: Die Qualität der von den vorgestellten Autoren verfassten Krimis ist unterschiedlich, was nicht nur die eigentliche Krimi-Spannung betrifft, sondern auch deren literarisches Niveau. Mein Eindruck ist, dass unter Pseudonym veröffentlichende Autoren angesichts der mitunter gelieferten Qualität vermutlich nicht grundlos die Anonymität suchen … Schließlich: Selbstverständlich erhebt dieser Überblick keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

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Sizilien

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Andrea Camilleri (2010)

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Beginnen wollen wir unseren Überblick ganz im Süden, in Sizilien, und zwar aus zweierlei Gründen. Erstens ist (bzw. war) dort Andrea Camilleri (1925-2019)[2] beheimatet, die unangefochtene Nummer 1 der italienischen Krimiautoren. Camilleri ist es zu verdanken, dass der italienische Krimi im In- und Ausland populär wurde. Seine wichtigste Reihe um den Commissario Montalbano[3] ist in 30 Sprachen übersetzt und teilweise auch verfilmt worden. Die Reihe wird getragen durch den Commissario, der ein brillianter, manchmal etwas eigensinniger bis launischer Polizist ist, sich im Laufe der Jahre (der erste Band erschien 1994) zwar verändert, es aber dennoch nicht schafft, seine in Genua lebende Dauer-Verlobte endlich zu heiraten. Ein – wie wir finden – sehr positiver Charakterzug Montalbanos ist, dass er gutes Essen schätzt und ausgiebig zu genießen weiß, was der zweite Grund ist, unseren Überblick mit Sizilien und Camilleri / Montalbano zu beginnen, denn leider taucht ansonsten Kulinarisches in Krimis selten auf. Zwar kocht Montalbano nicht selbst, sondern er wird von seiner Haushälterin bekocht bzw. isst in seiner Stamm-Trattoria, doch jeder Krimiband enthält Hinweise auf leckere sizilianische Speisen, die im Anhang auch kurz erklärt werden. Die vielen genannten Gerichte haben Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer auf die Idee gebracht, die Rezepte zu diesen Gerichten in einem reich bebilderten und durch Auszüge aus den Romanen ergänzten Kochbuch zu veröffentlichen.[4] Den Erfolg der Montalbano-Reihe versucht der Literaturwissenschaftler Thomas Amos so zu erklären: “Obwohl (oder gerade weil) Camilleris handwerklich überaus gekonnt gefertigte Kriminalromane unentwegt zwischen den Genres, zwischen Satire und Sozialreport, Märchen und Regionalliteratur changieren, gelingt ihm das Kunststück, sowohl ein großes Publikum bestens zu unterhalten, als auch den anspruchsvolleren Leser durch häufig aufblitzende intertextuelle oder intermediale Bezüge zufriedenzustellen.”[5]

Ein weiterer sizilianischer Krimiautor ist Santo Piazzese (*1948)[6], dessen Bücher in seiner Heimatstadt Palermo spielen. Dort lässt er den Commissario Vittorio Spotorno[7] zusammen mit dem Biologie-Professor Lorenzo La Marca (Exkommunist, Filmliebhaber und vor allem Alter-Ego Piazzeses, der bis vor wenigen Jahren selbst als Molekularbiologe an der Universität Palermo lehrte) verschiedene Fälle lösen.

Palermo ist auch Schauplatz eines Krimis von Patrick Fogli, eines Autors, den wir im Abschnitt über die Emila-Romagna genauer vorstellen. Gemeinsam mit Ferruccio Pinotti hat Patrick Fogli das 1992 in Palermo erfolgte Attentat auf den Anti-Mafia-Richter Paolo Borsellino in dem Band Bleiernes Schweigen verarbeitet.

Auch auf Sizilien, genauer gesagt in Catania spielen die Kriminalromane der Autorin Cristina Cassar Scalia (*1977)[7a], wo Vicequestore Giovanna Guarrasi ihre Fälle löst, was sich ganz spannend liest, allerdings mit zahlreichen Klischees befrachtet ist (so fährt die flotte, schwarzhaarige Kommissarin natürlich einen ebenso flotten FIAT 500, ihre Kollegin hingegen ist rothaarig, isst vegan und stammt natürlich aus Norditalien …).

 

Exkurs:
Im Zusammenhang mit der Mafia sei auf Das Mafia-Kochbuch hingewiesen, das italo-amerikanische Küche vorstellt und im Kochbuchverlag Hölker erschienen ist. Gemeint ist das Projekt wohl scherzhaft, da als Autor ein Joe Cipolla (it.: cipolla ≈ dt.: Zwiebel) genannt wird und das Büchlein “mit echtem (Pistolen-) Durchschuss” angepriesen wird. In einer Art Vorwort berichtet der Autor stolz über sein 1967 erfolgtes Aufnahmeritual in die Mafia. Das mag 1976 bei der Erstauflage vielleicht noch witzig gewesen sein, doch das Büchlein befindet sich auch heute noch im Verlagsangebot, was ich nicht nur als geschmacklos und peinlich empfinde, sondern auch als Verhöhnung all des von der Mafia angerichteten Unheils.

 

Sardinien

Giorgio Todde (1951-2020)[8], im Hauptberuf Augenarzt, gehört zur Nuova letteratura sarda. Er schrieb u.a. eine Krimireihe um die Figur des Mediziners und Einbalsamierers Efisio Marini.[9] Das Bemerkenswerte darin ist, dass es tatsächlich in Cagliari einen Mediziner namens Efsio Marini (1835-1900) gab, der sich Verdienste auf dem Gebiet der Konservierung von Leichen erworben hat. Diese historische Figur belebte Todde neu, indem er sie zum Protagonisten seiner Krimis machte, welche spannende Einblicke in das Leben und die Kriminalistik des 19. Jahrhunderts auf Sardinien geben.

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Marcello Fois

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Ein ähnliches Arbeitsprinzip entwickelte schon früher Marcello Fois (*1960)[10], der vermutlich bekannteste sardische Krimiautor. Fois, wie Todde ein Vertreter der Nuova letteratura sarda, lebt zwar in Bologna, doch seine Krimireihe um den Avvocato Bustianu[11] spielt am Ende des 19. Jahrhunderts in der Provinz Nuoro auf Sardinien. Für die Figur seines Protagonisten Bustianu ließ sich Fois inspirieren durch die historisch verbürgte Person des Rechtsanwalts und Schriftstellers Sebastiano Satta (1867-1914).

 

Apulien

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Gianrico Carofiglio (2010)

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Gianrico Carofiglio (*1961)[12] kennt das Verbrechen von Berufswegen: Er arbeitete lange als als Richter und Antimafia-Staatsanwalt, vor allem in seiner Heimatstadt Bari. Zudem war er 2007/2008 als Berater der Antimafia-Kommission des italienischen Parlaments tätig. Auf politischer Ebene wurde er 2008 für den Partito Democratico zum Senator in die zweiten Kammer des italienischen Parlaments gewählt. In Bari ist auch der Avvocato Guido Guerrieri[13] ansässig, ein Strafverteidiger und Hauptfigur seiner vielfach prämierten Guerrieri-Reihe. Mehrere seine Werke wurden verfilmt.

 

Kampanien

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Maurizio de Giovanni (2018)

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Neapolitaner ist der ebendort lebende Schriftsteller Maurizio de Giovanni (*1958).[14] Von ihm liegen zwei Krimireihen vor. Die Geschichten des Commissario Ricciardi[15] spielen während der Zeit des Faschismus in den 30er Jahren. Ricciardi ist ein etwas melancholischer, kontaktscheuer Adeliger, der den Privilegien seines Standes entsagt und sich hingebungsvoll, weitgehend unter Verzicht auf ein Privatleben dem Polizeidienst verschrieben hat, den er unabhängig von der politischen Lage gewissenhaft zu erfüllen versucht. Die zweite Reihe hat den Ispettore Lojacono[16] als Protagonisten, der im Neapel der Jetzt-Zeit agiert. Lojacono, mit einer pubertierenden Tochter zusammenlebend, wurde von Sizilien nach Neapel strafversetzt, und das ausgerechnet in das dortige Polizeikommissariat mit den schlechtesten Ruf.

Doch nicht nur in Neapel wird ermittelt. Im schönen Cilento lässt die Neapolitanerin Diana Fiammetta Lama (*1960), die eigentlich Herzchirurgin ist, den Maresciallo Santomauro in beschaulicher Umgebung ungelöste Fälle aufklären.[17]

 

Latium

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Giancarlo de Cataldo (2010)

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Die Kriminalität in der Hauptstadt Rom ist das Thema von Giancarlo de Cataldo (*1956).[18] Dieser kennt das Verbrechertum aus erster Hand, ist er doch als Richter in Rom tätig. Sein Hauptwerk ist Romanzo Criminale (2002), das die organisierte Kriminalität und deren Verflechtung mit Staat, Geheimdiensten und Rechtsterrorismus zum Gegenstand hat.[19] Der in den 70er/80er Jahren spielende Krimi basiert auf den realen Geschehnissen um die römische Magliana-Bande. De Cataldo leitete 1995 als Richter am römischen Schwurgericht den Prozess gegen 69 Angeklagte der Magliana-Bande, die zusammen zu rund 500 Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Die in diesem Prozess gewonnenen Kenntnisse verarbeitete er in dem fiktiven Roman Romanzo Criminale. Dessen Vorgeschichte hat de Cataldo in dem 2012 erschienenen Roman Der König von Rom geschildert und mit Schmutzige Hände (2007) eine Fortsetzung, die zu Beginn der 90er Jahre spielt, geschaffen. Zahlreiche weitere Krimis zu diesem Themenkreis stammen von de Cataldo, von denen mehrere auch verfilmt wurden.

 

Toskana

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Marco Malvaldi

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Im Gegensatz zu der kalten, düsteren, durch Gewalt, Drogen und Sex geprägten (vermutlich realistischen) Atmosphäre in de Cataldos Krimis herrscht bei Marco Malvaldi (*1974)[20] eher Sonnenschein. In der BarLume, gelegen in einer Pineta (dt.: Pinienwäldchen) an der toskanischen Mittelmeerküste, ermittelt der Barista Massimo Viviani zusammen mit seinem Großvater und drei anderen betagten Stammgästen eher hobbymäßig. Hilfreich ist in den etwas kommödiantisch angehauchten Fällen der Barista-Reihe[21] des Baristas Faible für Mathematik und Logik.

Aber auch in der Hauptstadt der Toskana sind Verbrechen aufzuklären. Michele Giuttari (*1950)[22] ist gelernter Polizist und hat in verschiedenen Funktionen im Polizeidienst gearbeitet. Als damaliger Leiter des polizeilichen Einsatzdienstes (squadra mobile) war Giuttari ab 1995 mit der Aufklärung der Morde des sogenannten Monsters von Florenz betraut. Diesen aufsehenerregenden Kriminalfall hat er in seinem Kriminalroman Das Monster von Florenz (2006) literarisch verarbeitet.[23] Vor allem aber ist Giuttari bekannt geworden als Autor der Krimireihe um den Commissario Ferrara[24], der als Chef der Mordkommission in Florenz ermittelt, wobei er von seiner deutschen Frau und seinem Freund, dem Buchhändler Massimo, unterstützt wird.

Nino Filastro (*1938)[25] ist ein weiterer in Florenz tätiger Schriftsteller und Rechtsanwalt. Seine Romanfigur Corrado Scalzi[26] ist ebenfalls Rechtsanwalt und betreibt seine Kanzlei im Borgo Santa Croce mitten in Florenz. Sympathischerweise ist Scalzi guter Küche nicht abgeneigt, auch wenn er kein mangione wie Camilleris Montalbano ist. Wie es sich für eine Kulturstadt wie Florenz gehört, haben die Bücher Filastros oft einen kulturellen Hintergrund.

 

Emilia-Romagna

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Loridano Macchiavelli (2008)

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Bologna als Hauptstadt der Emilia-Romagna ist ein wichtiges Zentrum der italienischen Kriminalromane. Dort sind mehrere Autoren ansässig, die sich den Gialli verschrieben haben. Einige von ihnen haben sich in der Gruppo 13 zusammengeschlossen, einem Verband, der die Verbreitung der Kriminalliteratur zum Ziel hat.[27] Einer der älteren Autoren und Gründungsmitglied der Gruppo 13 ist Loriano Macchiavelli (*1934).[28] Dieser ist “einer der Wegbereiter des neuen italienischen giallo und […] auch heute noch einer der bedeutendsten italienischen Krimiautoren.”[29] Seine populärste Figur ist die des Commissario Antonio Sarti. Dieser ist ein seit 1974 im Einsatz befindlicher normaler, manchmal etwas querköpfiger Polizeibeamter, der schon über dreißig Fälle gelöst hat, doch leider sind bislang nur drei ins Deutsche übersetzt worden.[30]

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Francesco Guccini (2016)

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Francesco Guccini (*1940)[31] ist vor allem bekannt als einer der wichtigen Vertreter der Cantautori (dt.: Liedermacher), doch er hat auch einige Bücher geschrieben: normale Romane, ein Wörterbuch zum Dialekt Pàvana – und er hat zusammen mit Macchiavelli einige Krimis verfasst. Eine Ermittlerfigur ist der Maresciallo Benedetto Santovito[32], der aufgrund seiner antifaschistischen Haltung in eine abgelegene Ecke des (südlich Bolognas beginnenden) Apeninns versetzt wurde und dort lokale Verbrechen aufzuklären hat. Ebenfalls im Appennin angesiedelt ist eine weitere zusammen mit Macchiavelli verfasste Reihe um den Fostpolizisten Marco Gherardini.[33]

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Carlo Lucarelli (2008)

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Der wichtigste Vertreter der jüngeren bologneser Krimiautoren ist sicherlich der als Schriftsteller, Journalist und Fernsehmoderator tätige Carlo Lucarelli (*1960)[34], der mit zu den Gründungsmitgliedern der Gruppo 13 zählt. Hauptfigur seiner wichtigsten Reihe ist der während des Faschismus und in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Bologna ermittelnde Commissario De Luca[35], der manisch seinem Beruf nachgeht und glaubt, diesen unter jedweden politischen Bedingungen neutral ausüben zu können – und dann sich auf einmal in den Reihen der faschistischen Geheimpolizei wiederfindet. Bei einer weiteren Reihe ist der Ispettore Coliandro die tragende Figur, die zusammen mit der jungen Punkerin Nikita ermittelt.[36] Seit 2006 ist diese Figur Titelheld einer zusammen mit Giampiero Rigosi entwickelten RAI-Krimiserie. In einer dritte Krimireihe ist die aus Sizilien nach Bologna strafversetzte Ispettore Grazia Negro, die sich als Frau und zudem noch als aus dem Süden Kommende behaupten muss.[37]

Patrick Foglie (*1971) gehört zu den jüngeren bolognerser Krimiautoren. In deutscher Übersetzung ist je ein Band um die Ermittler Commissario Riccardi[38] bzw. Commissario Marra[39] erschienen, die beide in Bologna ihrem Handwerk nachgehen.

Nicht weit von Bologna entfernt liegt Modena, wo der Italianist Luigi Guicciardi (*1953)[40] seinen Commissario Cataldo ermitteln lässt, der aus Sizilien stammend in Norditalien seine Eingewöhungsschwierigkeiten hat. Die Krimis der Commissario Cataldo-Reihe[41] überzeugen durch präzise Milieubeschreibungen.

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Giuseppe Pederiali

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Ebenfalls Modena hatte schon zuvor der Autor und Journalist Giuseppe Pederiali (1937-2013)[42] als Schauplatz für die Krimis mit seiner Protagonistin Ispettore Camilla Cagliostri[43] gewählt, die nicht nur brisante Fälle löst, sondern auch hübsch und schlagfertig ist.

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Valerio Varesi (2013)

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Noch etwas weiter westlich liegt Parma, und dort lässt der Journalist und Krimiautor Varelio Varesi (*1959)[44] die Geschichten um seine Hauptfigur Commissario Soneri spielen.[45] Der deutsche Titel des erstens Bands der Reihe (Der Nebelfluss) bezieht sich auf das Klima der Poebene, trifft jedoch die in den Krimis herrrschende Stimmung sehr gut.

 

Venetien

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Massimo Carlotto (2009)

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Aus Padua stammt Massimo Carlotto (*1956)[46], der wohl über die ausgefallenste Biographie der italienischen Krimiautoren verfügt. In Padua war die Stimmung Mitte der 70er Jahre nach den von Neofaschisten und staatlichen Geheimdiensten verübten Terroranschlägen besonders radikal, und so war auch der damalige Student Carlotto Mitglied der extremistischen, aber nicht terroristischen linken Organisation Lotta Continua. Als er als 19jähriger im Januar 1976 die an 55 Messerstichen sterbende Studentin Margherita Magello in ihrer Wohnung auffand, meldete er dies umgehend auf der nächsten Carabinieri-Stadion – und fand sich in der Folge selbst als Mordverdächtiger wieder. Nach einem Freispruch erfolgte eine Verurteilung zu 18 Jahren Gefängnisaufenthalt, dem sich Carlotto durch Flucht ins Ausland entzog. Nach seiner Auslieferung aus Mexiko folgten zunächst Jahre im Gefängnis, bevor der caso Carlotto 1985 wiederaufgenommen wurde. Es folgten neue Prozesse, Verurteilungen, Wiederaufnahmen und Revisionen. Insgesamt 11 Prozesse fanden gegen ihn statt, 86 Richter waren mit seinem Fall beschäftigt und die Justizakten bringen immerhin 96 kg auf die Waage. Insgesamt 6 Jahre verbrachte Carlotto in dieser Zeit im Gefängnis. Der öffentliche Druck nahm angesichts der zahlreichen justiziellen Ungereimtheiten ständig zu, so dass schließlich 1993 der caso Carlotto durch Begnadigung zu den Akten gelegt werden konnte. Carlotto verarbeitete seine traumatischen Erfahrungen zunächst in dem Band Der Flüchtling (1995) und machte sich in der Folge als Krimiautor einen Namen. In seinen Krimis thematisiert er oft die Unterwanderung der Wirtschaft durch das organisierte Verbrechen. Neben vielen Einzelbänden schuf Carlotto auch eine Reihe um den sogenannten Alligator.[47] Dahinter verbirgt sich die Figur des Privatdetektivs Buratti, und es ist vermutlich kein Zufall, dass Carlotto die Aufklärung von Verbrechen nicht einem staatlichen Organ wie der Polizei oder den Carabinieri anvertrauen mochte. Der Erfolg seiner Bücher erklärt sich vielleicht so: “Obwohl Carlottos Geschichte außergewöhnlich ist, bringt sie eine Generationserfahrung auf den Punkt. Es ist die Erfahrung, verkrusteten Strukturen ausgeliefert zu sein und rechtsstaatliche Grundsätze nicht einfordern zu können. Wer das überlebt, dem kauft man Geschichten ab.”[48]

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Fulvio Ervas (2018)

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In Treviso lässt der Krimiautor Fluvio Ervas (*1955)[49], von Hause aus eigentlich Agarwissenschaftler, seinen Ispettore Stucky[50]ermitteln. Die Bände sind unterhaltsam und lassen Lokalkolorit deutlich werden, aber auch nicht mehr.

 

Friaul – Julisch Venetien

Triest ist die Stadt, in der ganz im Nord-Osten Commissario Benussi seinen Dienst tut und Verbrechen aufklärt. Geschrieben wurden die Bände der Reihe von Roberta de Falco, was das Pseudonym der Drehbuchautorin Roberta Mazzoni (*1951)[51] ist. Mazzoni hat u.a. das Drehbuch zu Susanna Tamaros Va’ dove ti porta il cuore (Geh, wohin Dein Herz Dich trägt) verfasst, und das Thema “Liebe – Triebe, Herz – Schmerz” durchzieht auch die Commissario Benussi-Reihe.[52] Nur zu empfehlen, wenn es unbedingt der Krimischauplatz Triest sein soll.

Vermutlich ebenfalls im Friaul spielen die Krimis der ebendort geborenen und lebenden Illaria Tuti (*1976)[51a], deren Romanfigur Commissario Teresa Battaglia in einem unbestimmten Norditalien in Nähe zur österreichischen Grenze ihren Dienst tut.

 

Lombardei

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Paolo Roversi (2009)

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In Mailand, wo er als Journalist und Krimiautor arbeitet, lässt Paolo Roversi (*1975)[53] seine Krimis spielen. In der Reihe um Enrico Radeschi[54] ist die gleichnamige Hauptperson ein junger Journalist und Hacker, der zusammen mit seinem Freund, dem stellvertretenden Polizeipräsidenten, verschiedene Verbrechen aufklärt. Im Zentrum der zweiten Reihe von Roversi stehen eher die Machtkämpfe der mailänder Unterwelt und deren Versuche, die Kontrolle über die Stadt zu erlangen, was freilich zu verhindern versucht wird durch Commissario Antonio Santi[55], der seinen Namen vermutlich deshalb trägt, um von der Popularität von Macchiavellis Romanfigur Antonio Sarti zu profitieren.

 

Ligurien

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Bruno Morchio

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Genua hat vermutlich nicht die höchste Verbrechensdichte Italiens, aber überproportional viele Krimiautoren aufzubieten. Von Bruno Morchio (*1954)[56] stammt die vielleicht spannendste der Ermittlerfiguren, nämlich die des Privatdetektivs Bacci Pagano.[57] Dieser liebt Mozart, gutes Essen und guten Wein und auch die Frauen, ist immer mit der klassischen Vespa unterwegs und hat ein Herz für die Schwachen und Unterdrückten. Vielleicht sind die Bände dieser Reihe deshalb so gut lesbar, weil der Autor Neue Sprachen und Psychologie studiert hat.

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Claudio Paglieri (2007)

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Der hauptberuflich als Journalist arbeitende Claudio Paglieri (*1965)[58] hat die Figur des Commissario Luciani[59] ersonnen. Dieser ist im Gegensatz zu seinem Kollegen Bacci Pagano eher ein Asket und ein ziemlich normaler Polizist mit den typischen Alltagsproblemen: Tod des Vaters, Trennung von der Partnerin, enttäuschter Sohn, nervige Vorgesetzte usw. Trotz der etwas merkwürdigen deutschen Titelgebung eine lesbare Krimireihe, die italienischen Alltag gut spürbar werden lässt.

Nicht nur viele Ermittler hat Genua zu bieten, sondern auch eine weibliche Krimiautorin, die die Hauptrolle ihrer Krimis zudem weiblich besetzt. Rosa Cerrato[60] ist Literaturwissenschaftlerin, Deutschlehrerin, Werbegrafikerin und Schriftstellerin. In letztgenannter Funktion hat sie Krimis geschrieben, die als Hauptperson die Kommissarin Nelly Rosso[61] haben, welche nicht nur ziemlich eigenwillig, sondern – nomen est omen – auch rothaarig ist (wie die Autorin selbst…).

 

Piemont

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Margherita Oggero (2011)

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Auch Turin hat eine Krimiautorin zu bieten, und zwar Margherita Oggero (*1940)[62], die bis zu ihrer Pensionierung als Lehrerin arbeitete und ihre teilweise auch verfilmten Krimis vornehmlich im Schulmilieu ansiedelt, was einen hervorragenden Einblick in das italienische Schulsystem erlaubt. Neben dem Einzelwerk Schön, blond, reich und tot (2002), in dem eine namenlose Lehrerin als Ich-Erzählerin die Hauptfigur ist, sind die Bände um die Protagonistin Camilla Baudino[63] zu nennen. Diese ist natürlich auch Lehrerin und nebenbei bei der Aufklärung verschiedener Verbrechen behilflich.

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Carlo Fruttero

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Fruttero & Lucentini[64], das ist das Autorenduo Carlo Fruttero (1926–2012) und Franco Lucentini (1920–2002). Beide wirkten in Turin und haben gemeinsam eine Vielzahl an Krimis verfasst und ihnen gebührt das Verdienst, sich dabei schon sehr früh auch sozialkritisch mit der Gesellschaft und deren Konventionen auseinandergesetzt zu haben.

In Turin lebt der Schriftsteller Davide Longo (*1971)[65], der nach seinem Studium der Literaturwissenshaft verschiedene Krimis veröffentlicht hat. Eine kleine Reihe dreht sich um den ehemaligen Commissario Corso Bramard[66], der nunmehr als ein etwas wunderlicher Bergkauz in den piemontesischen Alpen lebt und an der Klärung von Kriminalfällen beteiligt ist. In Die jungen Bestien (2018) geht es bspw. u.a. um ein vierzig Jahre zurückliegendes Verbrechen, als in der Zeit des Linksterrorismus der Brigate Rosse bei einem Anschlag auf ein Parteibüro der neofaschistischen MSI ein Mann ums Leben kam. Der deutsche Klappentext preist den Krimi mit folgendem Hinweis an: “Dieser Roman lässt uns verstehen, warum wir Italien nie verstehen werden.”

Etwas leichtere Kost verfasst Bruno Varese, was das Pseudonym eines unbekannten Schriftstellers ist. Die Hauptfigur seiner Reihe ist Matteo Basso[67], der vormals bei der Mailänder Polizei als Psychologe in Dienst war, diesen aber quittiert hat, um am Lago Maggiore die Fleischerei seiner Eltern weiterzuführen. Dort fertigt er köstliche salsicce und löst nebenbei mit kriminalistischem Gespür allerlei Kriminalfälle.

 

Aostatal

manzini
Antonio Manzini (2016)

Bildinfo

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Aus Rom ins kalte Aostatal strafversetzt ist Vicequestore Rocco Schiavone, eine Romanfigur des Krimiautors Antonio Manzini (*1964).[68] Der aus dem römischen Arbeiterviertel Trastevere stammende verwitwete Schiavone ist ein mitunter etwas unfreundlicher, ruppiger Polizist, der jedoch das Herz am rechten Fleck hat. Trotz weiterhin bestehender Kontakte in die römische Unterwelt versucht er seinen Dienst gewissenhaft zu erledigen, wobei ihm ein Joint am frühen Morgen hilft. Diese und andere Unangepassheiten führten im italienischen Parlament 2018 zu einem Antrag von drei Senatoren der Forza Italia von Silvio Berlusconi, die die Ausstrahlung der auf RAI2 angelaufenen Verfilmungen[69] der Rocco-Schiavone-Reihe[70] stoppen lassen wollten, da diese den Beruf des Polizisten falsch darstellten.[71]

 

Hinweis: Die Veröffentlichungsdaten der genannten Krimis beziehen sich nicht auf das Erscheinen der deutschsprachigen Übersetzung, sondern auf das der italienischen Erstausgabe.

 

Fußnoten    (↵ zurück zum Text; ggf. geschlossenen Text zunächst öffnen)

  1. Thomas Amos: Kommissar C. ernmittelt. Andrea Camilleris postmoderne Krimiliteratur, in: Zibaldone. Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart, No. 39: Blut im Chianti? Italiens Krimi heute, Tübingen (Stauffenburg) 2005, S. 30. Der Zibaldone-Band enthält viele weitere lesenswerte Beiträge zum italienischen Krimi.
  2. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_Camilleri (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  3. Vgl. Verzeichnis der Montalbano-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Andrea_Camilleri#Kriminalromane_mit_Commissario_Montalbano (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  4. Martina Meuth, Bernd Neuner-Duttenhofer: Andrea Camilleris sizilianische Küche. Die kulinarischen Leidenschaften des Commissario Montalbano, Bergisch-Gladbach (editionLübbe) 2005
  5. Thomas Amos, a.a.O., S. 29f
  6. Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Santo_Piazzese (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  7. Auf Deutsch erschienen:
    Die Verbrechen in der Via Medina-Sidonia (1996); Das Doppelleben von M. Laurent (1998); Blaue Blumen zu Allerseelen (2002)
  8. Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Cristina_Cassar_Scalia (Letzter Zugriff: 25.03.23)
  9. Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Giorgio_Todde (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  10. Auf Deutsch erschienen:
    Der Tod der Donna Milena (2002); Das Geheimnis der Donna Michela (2003); Die toten Fischer von Cagliari (2004)
  11. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Marcello_Fois (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  12. Auf Deutsch erschienen:
    Tausend Schritte (1998); Himmelsblut (1999); Die blaue Zunge (2002)
  13. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gianrico_Carofiglio (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  14. Vgl. Verzeichnis der Guerrieri-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Gianrico_Carofiglio#Die_Reihe_Avvocato_Guido_Guerrieri (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  15. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Maurizio_de_Giovanni (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  16. Vgl. Verzeichnis der Ricciardi-Reihe unter https://it.wikipedia.org/wiki/Maurizio_de_Giovanni#La_serie_del_commissario_Ricciardi (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  17. Vgl. Verzeichnis der Lojacono-Reihe unter https://it.wikipedia.org/wiki/Maurizio_de_Giovanni#La_serie_dell’Ispettore_Lojacono (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  18. Auf Deutsch erschienen:
    Eine Leiche zu Ferragosto (2008); Die toten Mädchen vom Cilento (2012)
  19. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Giancarlo_De_Cataldo (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  20. Eine detaillierte Inhaltsangabe zu Romanzo Criminale findet sich unter https://de.wikipedia.org/wiki/Romanzo_Criminale_(Roman) (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  21. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Marco_Malvaldi (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  22. Vgl. Verzeichnis der Barista-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Marco_Malvaldi#Werke (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  23. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Michele_Giuttari (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  24. Einen Vergleich verschiedener literarischer Bearbeitungen des Themas Monster von Florenz, darunter den Ansatz Giuttaris, findet man bei Felice Balletta: Dem “mostro di Firenze” auf der Spur, in: Zibaldone. Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart, No. 39: Blut im Chianti? Italiens Krimi heute, Tübingen (Stauffenburg) 2005, S. 113-131
  25. Vgl. Verzeichnis der Ferrara-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Michele_Giuttari#Werke (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  26. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nino_Filast%C3%B2 (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  27. Vgl. das Verzeichnis der Scalzi-Reihe ebd.
  28. Vgl. Angela Barwig: “Bologna capace di morte”. Anmerkungen zum Kriminalroman in der Emilia-Romagna, in: Zibaldone. Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart, No. 39: Blut im Chianti? Italiens Krimi heute, Tübingen (Stauffenburg) 2005, S. 101-112
  29. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Loriano_Macchiavelli (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  30. Andrea Barwig, a.a.O., S. 104
  31. Vgl. das Verzeichnis der Sarti-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Loriano_Macchiavelli#Alleinige_Autorenschaft (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  32. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Guccini (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  33. Auf Deutsch erschienen:
    Der einsame Weg (1997); Tod im Apennin (1998); Die Teufelsgrube (2001)
  34. Auf Deutsch erschienen:
    Schlechte Saison (2011); Trübe Aussichten (2014)
  35. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Lucarelli (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  36. Vgl. das Verzeichnis der De Luca-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Lucarelli#Die_Commissario_De_Luca-Reihe (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  37. Vgl. das Verzeichnis der Coliandro-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Lucarelli#Die_Ispettore_Coliandro-Reihe (Letzter Zugriff: 14.10.20), das allerdings insofern nicht ganz richtig ist, als der zu der Reihe gehörige Band Das Mädchen Nikita (1997) dort falsch eingeordnet und mit falschem Erscheinungsdatum versehen ist.
  38. Vgl. das Verzeichnis der Grazia Negro-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Lucarelli#Die_Ispettore_Grazia_Negro-Reihe (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  39. Langsam, bis du stirbst (2006)
  40. Schweig, bis sie dich kriegen (2007)
  41. Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Luigi_Guicciardi (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  42. Vgl. das Verzeichnis der Cataldo-Reihe ebd.
  43. Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Giuseppe_Pederiali (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  44. Vgl. das Verzeichnis der Camilla Cagliostri-Reihe unter https://it.wikipedia.org/wiki/Giuseppe_Pederiali#Narrativa_per_adulti (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  45. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Valerio_Varesi (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  46. Vgl. ebd. das (allerdings unvollständige) Verzeichnis der Soneri-Reihe
  47. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Massimo_Carlotto (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  48. Vgl. das Verzeichnis der Alligator-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Massimo_Carlotto#Romane (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  49. Maike Albath: Von der Seele, in: Süddeutsche Zeitung v. 25.11.2010 (online verfügbar; letzter Zugriff: 14.10.20)
  50. Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Fulvio_Ervas (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  51. Auf Deutsch erschienen:
    Nur der Spumante kann uns retten (2008); Solange es Prosecco gibt, gibt es Hoffnung (2010); Dolce Vita, süßer Tod (2011)
  52. Vgl.https://it.wikipedia.org/wiki/Roberta_Mazzoni_(sceneggiatrice) (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  53. Vgl. das Verzeichnis der Benussi-Reihe ebd.
  54. Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Ilaria_Tuti (Letzter Zugriff: 25.03.23)
  55. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Paolo_Roversi_(Schriftsteller) (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  56. Auf Deutsch erschienen in der Radeschi-Reihe:
    Die linke Hand des Teufels (2006); Tödliches Requiem (2007); Das Blut in den Straßen von Mailand (2016)
  57. Auf Deutsch erschienen in der Santi-Reihe:
    Milano criminale (2011); Schwarze Sonne über Mailand (2015)
  58. Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Bruno_Morchio (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  59. Auf Deutsch erschienen:
    Kalter Wind in Genua (2004); Wölfe in Genua (2004); Der Tod verhandelt nicht (2006)
  60. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Claudio_Paglieri (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  61. Vgl. das Verzeichnis der Luciani-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Claudio_Paglieri#Commissario_Luciani-Reihe (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  62. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Cerrato (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  63. Vgl. das Verzeichnis der Nelly-Rosso-Reihe ebd.
  64. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Margherita_Oggero (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  65. Auf Deutsch erschienen:
    Espresso mit Todesfolge (2005); Mord zum Aperitivo (2007)
  66. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Fruttero_%26_Lucentini (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  67. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Davide_Longo (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  68. Auf Deutsch erschienen:
    Der Fall Bramard (2014); Die jungen Bestien (2018)
  69. Auf Deutsch erschienen:
    Die Tote am Lago Maggiore (2016); Intrigen am Lago Maggiore (2017); Totenstille über dem Lago Maggiore (2018); Wenn es Nacht wird am Lago Maggiore (2019)
  70. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Manzini (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  71. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Rocco_Schiavone (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  72. Vgl. das Verzeichnis der Rocco-Schiavone-Reihe unter https://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Manzini#Werke_(Auswahl) (Letzter Zugriff: 14.10.20)
  73. Vgl. Jörg Bremer: Ein kiffender Kommissar? In Italien hadern Politiker mit einer neuen Krimiserie, in: FAZ v. 19.11.2016, S. 18

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024
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