Lampascioni sind eine Kuriosität: Während im restlichen Europa die Schopfige Traubenhyazinthe als Wild- oder Zierpflanze gilt, werden ihre Zwiebeln in Süditalien verspeist. Was man aus diesen Zwiebeln machen kann, berichte ich hier.
Traubenhyazinthen finden sich oft in unseren heimischen Gärten. Setzen sie doch im Frühjahr einen blauen Akzent gegen die Pastell- und Rottöne der Tulpen und das Gelb der Osterglocken. Eine bestimmte Hyazinthensorte, die Schopfige Traubenhyazinthe (Leopoldia comosa), ist jedoch nicht nur schön anzuschauen, sondern schmeckt auch gut, jedenfalls ihre Zwiebeln. Die Zwiebeln der Schopfigen Traubenhyazinthe sind zwar etwas bitter, so dass zunächst die Bitterstoffe entzogen werden müssen, doch dann steht dem Genuss nichts mehr im Wege, findet man jedenfalls in Süditalien, wo in den Regionen Apulien, Basilikata und Kalabrien die eigentlich als Wildform wachsende Blume (bzw. Gemüse!) auch kultiviert angebaut wird, um den kulinarischen Bedürfnissen der dortigen Bevölkerung Rechnung zu tragen.
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Bleiben wir aber zunächst bei dem Gewächs. Während die Zwiebel der Schopfigen Traubenhyazinthe einen Durchmesser von ca. 1 bis 2 cm aufweist, wird die Pflanze 15 bis 50 cm hoch. Der Blütenstand besteht oben aus einem Schopf blauvioletter steriler (unfruchtbarer) Blüten, die die Insekten zur Bestäubung anziehen sollen. Darunter befinden sich die blasseren, eher unscheinbaren fertilen (fruchtbaren) Blüten. Die Pflanze besitzt viele wertvolle Mineralien wie z.B. Kalzium, Eisen, Magnesium, Kalium, Phosphor, Kupfer und Mangan und galt früher als Aphrodisiakum. Kein Wunder also, dass eine in Apulien verbreitete Volksweisheit behauptet: fasc’n bun o sang’ (it.: fanno bene al sangue; dt: sind gut fürs Blut).[1]
Will man mit Lampascioni kochen, gilt es zunächst das Beschaffungsproblem zu lösen. In Norddeutschland gibt es die Schopfige Traubenhyazinthe gar nicht, in Süddeutschland steht sie wild am einen oder anderen Wiesen- oder Ackerrand, doch kommerziell ist sie leider nicht zu erstehen. Dies ist jedoch in Süditalien der Fall, wo sie ab Januar auf Märkten angeboten wird, und wer zur der Zeit im Mezzogiorno weilt, sollte unbedingt ein Bündel mitbringen.
Bevor die Zwiebeln in der Küche genutzt werden können, muss ihnen, wie schon oben angedeutet, das Bittere entzogen werden. Zuvor aber werden die Zwiebeln gründlich gewaschen und eventuell noch vorhandene Wurzelreste werden entfernt. Dann schneidet man sie am Boden kreuzförmig mit einem Messer ein und legt sie dann für etwa acht Stunden in Wasser (manche Autoren geben auch eine Dauer von bis zu zwei Tagen an!), das zwischendurch mal gewechselt werden sollte. Sollen die Zwiebeln gekocht werden, was eine bestimmte Zubereitungsart ist, kann man den Prozess auch durch dieses Kochen beschleunigen, sollte aber auch hier das Kochwasser wechseln. Die gekochten Lampascioni kann man einfach so genießen oder man macht aus ihnen z.B. Lampascioni alla caprara, wo die gekochten (für 45 Minuten) und dann gemehlten Lampascioni frittiert werden, wobei am Schluss verquirltes Ei mit Salz und Peperoncino hinzugegeben werden. Es gibt ganz viele Rezepte[2] zur Verarbeitung von frischen Lampascioni, doch auch mit den leichter zu beschaffenden in Öl eingelegten Lampascioni kann man leckere Gerichte machen, wie z.B. die Frisella ai carciofi e lampascioni.
Alle auf Authentisch-Italienisch-Kochen.de veröffentlichten Rezepte, die Lampascioni (in Öl) enthalten, findest du unter der Zutat Lampascioni (in Öl).
- Zit. n. http://www.agrodolce.it/2014/09/29/lampascione-tradizioni-pugliesi/ (Letzter Zugriff: 23.10.2016)↵
- Vgl. z.B. http://www.fondazioneterradotranto.it/2012/11/24/tutte-le-ricette-tradizionali-per-il-lampascione-il-re-dei-bulbi/ (Letzter Zugriff: 03.10.2016)↵
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024
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Ui. Ich bin über Lampascioni gestolpert und habe sie, weil ich ein neugieriger Mensch bin, mitgenommen. Ich habe sie 2 Tage lang gewässert, habe 8 Mal das Wasser gewechselt. Anschließend wurden die guten Stücke eine halbe Stunde lang im Salzwasser gekocht und danach noch im Ofen mit Olivenöl und Semmelbröseln geröstet. Was soll ich sagen? Schmeckte für mich wie wenn man eine angenehm gewürzte Antibiotika-Tablette zerkauen würde. Ok, ich übertreibe, natürlich. Aber man muss bitter schon sehr sehr gerne mögen. Und ich meine richtig beißend bitter. Im Food-Bereich sind Lampascioni jedenfalls das bitterste was mir untergekommen ist. Dennoch bereue ich nichts. Ich bin um eine Erfahrung reicher.
Danke für deinen Erfahrungsbericht und den Mut zum Ausprobieren! Mir war es selbst noch nicht vergönnt, frische Lampascioni zu erwischen und kenne nur die in Öl eingelegten, die man mitunter in gut sortierten Geschäften kaufen kann und die auch noch eine leichte Bitternote haben. Jetzt kennst du auf jeden Fall eine ideale Beilage für ein Schrottwichteln-Menü 😉
Ich habe die in Öl eingelegten Lampiscion in einem italienischen Geschenkkorb entdeckt.
Erst konnte ich nichts damit anfangen und habe sie probiert. Ich fand die schmecken wie eine Mischung aus sautiertem Radichio und Artischocken etwa pikant wobei dies auch ins Öl gegeben sein kann.
Ich fand sie super, auf einem Antipastiteller mit Parmesan, Salami, Prosciuto di Parma und einer schöne klassische Bruschetta dazu.
Die kommen auf alle Fälle wieder in den Vorratsschrank. 😋
Das freut mich. Genieße sie!