Minne di Sant’Agata (frolla)

Geschmacklos oder nicht geschmacklos - das ist hier nicht die Frage, denn die Brüste der Hl. Agatha sind voller Geschmack, ja köstlich! Sie sind nämlich mit Ricotta, Schokolade und kandierten Früchten gefüllt. Hier die Mürbeteig-Variante.

Minne di Sant'Agata (frolla)

Brüste der Agatha (Mürbeteig)
Minne di Sant'Agata
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Menge (anpassbar) x Portionen
Vorbereitungszeit 1 Stunde 10 Minuten
Kochzeit 40 Minuten
Arbeitszeit gesamt 1 Stunde 50 Minuten
Kalorien 344 kcal

Zutaten

  • 400 g Weizenmehl (405 / 00)
  • 120 g Zucker
  • 120 g Butter kalt
  • 3 Eier
  • 375 g Ricotta (Schaf) ersatzweise Ricotta aus anderer Milch
  • 60 g Puderzucker
  • 15 g Schokotröpfchen (zartbitter)
  • 15 g Orangeat oder andere kandierte Früchte wie Zitronat oder Kürbis
  • 150 g Puderzucker
  • 1 Eiweiß
  • 1 EL Zitronensaft Saft von 1 Zitrone
  • 12 Kirschen (kandiert)

Anleitung

  • Die 3 Eier in einer Tasse gut verquirlen.
  • Mehl in eine Schüssel geben, Butter in kleine Stücke schneiden, auf das Mehl geben und von Hand zu einer gleichmässig krümeligen Masse verreiben.
  • Zucker hinzufügen und vermengen.
  • Eimasse von 2,5 verquirlten Eiern dazugeben, alles rasch zu einem weichen Teig zusammenfügen (nicht kneten); falls der Teig zu hart ist, noch ein wenig Ei einarbeiten.
  • Den Teig zu einer Kugel formen, diese in Folie wickeln und für ca. 1 Stunde in den Kühlschrank legen.
  • In der Zwischenzeit die Füllung zubereiten.
  • Den Ricotta gut abtropfen lassen und dann in eine Schüssel geben.
  • 100 g Puderzucker durch ein Sieb zu dem Ricotta hinzufügen.
  • Mit einem elektrischen Handrührgerät Ricotta mit dem Puderzucker gut vermengen, so dass keine Klumpen entstehen.
  • Die Schokotröpfchen (ggf. vorher noch etwas zerkleinert) und klein gehacktes Orangeat einstreuen, mit der Ricottamasse vermengen und in den Kühlschrank stellen.
  • Nach der Ruhezeit des Teigs diesen (am besten zwischen zwei Frischhaltefolien) mit einer Nudelrolle etwa 2 bis 3 mm dick ausrollen.
  • Aus der Teigplatte Kreise so groß ausschneiden, dass man mit ihnen die Halbkugeln von entsprechenden Formen auskleiden kann (ich benutze Halbkugel-Formen aus Silikon mit einem Durchmesser von 7 cm und brauche dann Kreise von 8,7 cm Durchmesser, um mit ihnen die Halbkugel auszukleiden).
  • Die Halbkugel-Formen mit etwas Butter fetten.
  • Mit den Teigkreisen die Halbkugel-Formen auskleiden und ggf. überschüssigen Teig abschneiden.
  • Die Halbkugel-Formen mit der Ricottmasse befüllen, und zwar nicht bis ganz an den Rand, sondern bis einen knappen Zentimeter unterhalb des Rands, denn erstens soll noch eine abschließende Teigschicht auf den Ricotta gelegt werden (siehe nächsten Arbeitsschritt) und zweitens dehnt sich die Füllung bei Hitze leicht aus.
  • Aus dem verbliebenen Teig Kreise von einem Durchmesser ausschneiden, der etwas geringer ist als der Durchmesser der Halbkugel-Formen (bei Benutzung von 7-cm-Formen benötige ich Kreise mit 6,5 cm Durchmesser).
  • Mit den Kreisen die Halbkugeln gut verschließen, so dass keine Ricottamasse austreten kann.
  • Im Ofen bei 180 ° für ca. 35-40 Minuten backen.
  • Die Minne aus den Formen nehmen und auf einem Kuchengitter völlig auskühlen lassen.
  • Nach dem Erkalten unter das Kuchengitter ein Auffangbehältnis oder einen Bogen Backpapier platzieren, denn sonst muss man später Teile der Glasur von der Arbeitsplatte kratzen.
  • Mit einem Elektoquirl das Eiweiß etwa halbsteif schlagen, dann esslöffelweise gesiebten Puderzucker dazugeben und gut verrühren.
  • Zum Schluss den Zitronensaft einrühren.
  • Die Glasur darf nicht zu flüssig, aber auch nicht zu fest sein. Sie sollte langsam von oben nach unten fließen, dabei aber oben so dick bleiben, dass ein sonst notwendiges abermaliges Glasieren (nach einer Ruhephase von ca. 5 Minuten) nicht nötig ist.
  • Wenn die Glasur die richtige Konsistenz hat, die Minne glasieren und in die noch feuchte Glasur oben auf die Spitze jeweils eine kandierte rote Kirsche setzen.
  • Die Glasur härten lassen und die Minne vor dem Servieren für mindestens zwei Stunden in den Kühlschrank stellen.
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Rezept-Hinweise

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Nährwerte

Kalorien: 344 kcal | Kohlenhydrate: 49 g | Protein: 8 g | Fett (gesamt): 13 g | ges. Fettsäuren: 8 g | mehrfach unges. Fettsäuren: 1 g | einfach unges. Fettsäuren: 4 g | Cholesterin: 16 mg | Natrium: 33 mg | Kalium: 178 mg | Ballaststoffe: 2 g | Zucker: 24 g
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Minne di Sant'Agata

 

gemuesefahne_55In Catania, dessen Schutzheilige Sant’Agata ist, verspeist man jedes Jahr im Rahmen der mehrere Tage dauernden Festlichkeiten gern die als Küchlein nachgebildeten Brüste der Agatha und gedenkt dabei deren Leidensweg, den ich in einem kurzen Beitrag über Agatha skizziert habe. Aufgrund dieses Hintergrunds werden die Minne auch immer paarweise serviert.

 

gemuesefahne_55Der Name bzw. die Form des Desserts sind vielleicht nach heutigem Verständnis etwas sexistisch oder “politisch nicht korrekt”, oder vielleicht auch einfach geschmacklos, denn schließlich starb die Hl. Agatha an den Folgen der an ihr begangenen Folter, aber das ist alles eine Frage der Perspektive. Die Frauen, die früher zum Tag der Sant’Agata Unmengen von Minne di Sant’Agata herstellten, waren sehr bemüht, diese Süßspeise möglichst naturalistisch in Form von weiblichen Brüsten zu formen. Und dies nicht aus aus unserer heutigen Perspektive verwerflichen oder zumindest fragwürdigen Motiven, sondern weil eine unschön geformte Brust die Heilige hätte entzürnen können und die Köchin damit Gefahr lief, dass die Heilige ihr aus Verärgerung den Schutz entziehen könnte, den sie von ihr erhoffte. Dass etwas Essbares mit diesem weiblichen Körperteil in Verbindung gebracht wird, ist übrigens keine Eigenheit der Italiener, denn auch in Süddeutschland und im Alpenraum backte man zum Fest der Agatha Brötchen in Form von weiblichen Brüsten. Aber das war vermutlich noch zu Zeiten, als der Schokokuss noch Negerkuß heißen durfte …

 

Lorenzo Lippi: Sant’Agata (Ausschnitt)
Gesamtbild und Bilddaten hier

 

gemuesefahne_55Die Heilige Agatha ist in der katholischen Kirche eine sehr beliebte Heilige, und so verwundert es nicht, dass sie in ganz Sizilien sehr verehrt wird. In der Folge haben sich denn auch unterschiedliche Varianten der Minne di Sant’Agata herausgebildet. Eine bekanntere Variante kommt beispielsweise aus Sambuca di Sicilia in der Provinz Agrigento. Dort besteht der Teig zwingend aus Mürbeteig und man füllt die Minne nicht mit Ricotta sondern mit einer Crema di latte. Das Überziehen mit Zuckerguss scheint auch nicht obligatorisch zu sein, in jedem Fall dekoriert man die Minne mit einer Art Liebesperlen. Im für Minne wichtigsten Ort, in Catania, scheint es keine einheitliche Meinung darüber zu geben, wie die “wahren” Minne herzustellen sind. Konsens besteht zunächst hinsichtlich der Frage der Füllung (nämlich mit Ricotta, Schokostückchen und auf Wunsch auch kandierte Früchte) und der Glasur: schneeweißer Zuckerguss mit einer kandierten Kirsche oben drauf. Doch hinsichtlich der Frage des richtigen Teigs scheiden sich die Geister: Die einen vertreten die Meinung, es müsse Biskuit (pan di Spagna) sein, die anderen plädieren für Mürbeteig (pasta frolla), wobei beim Mürbeteig die Ricotta-Mischung mit gebacken wird, beim Biskuitteig aber nicht. Auch in der Frage, ob bei der Biskuit-Variante noch eine Marzipanummantelung unter dem Zuckerguss sein muss, ist man gespalten. Meines Erachten sind die von mir hier auch vorgestellten Minne di Sant’Agata (pan di Spagna) mit Biskuit und Marzipan (die den Cassatine als Abkömmling der Cassata siciliana sehr nahe kommen) die besten, aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

 

gemuesefahne_55Der Ursprung der Minne di Sant’Agata ist ungewiss. Manche Autoren vermuten, dass sie in Zusammenhang stehen könnten mit süßen Broten, die im Rahmen der Mysterien von Eleusis in der griechischen Antike benutzt wurden und auf die Brüste der Fruchtbarkeitgöttin Demeter anspielten.[1]

 

gemuesefahne_55Minne di Sant’Agata sind unter vielen verschiedenen Namen bekannt. Mal davon abgesehen, dass manchmal statt Minne auch die Form Minni benutzt wird, ist Minne die sizilianische Bezeichnung für Brüste. Durch das manchmal gebrauchte Deminutiv wird die Süßspeise auch zu Minnuzze, also Brüstchen. Die Brüste werden auch Mammelle genannt, womit es zu den Mammelle di Sant’Agata kommt. Manchmal wird auch der jungfräuliche Charakter der Agatha hervorgehoben, so dass es z.B. Minne di Vergine heißen kann. Oder die oben schon bemerkte Nähe zu den Cassatine oder Cassatelle führt zu Bezeichnungen wie Cassatelle di Sant’Agata oder Cassatelle di Vergine. In Apulien gibt es übrigens ein ähnliches Gericht, das etwas despektierlich Titten der Nonnen – Seufzer Apuliens (Tette delle monache – sospiri pugliesi) genannt wird …

 

gemuesefahne_55Minne eignen sich gut zur Produktion auf Vorrat und zum Einfrieren. Sie können fix und fertig inklusive Glasur und Kirsche eingefroren werden. Empfehlenswert ist das Einfrieren in Vakuumbeuteln, dann bleiben die Minne geschmacksneutral und halten länger. Doch zuvor sollte man sie auf einer Platte o.ä. im Gefrierschrank gefrieren, damit sie schon mal gefroren sind und damit die nötige Härte besitzen, um dann einzeln oder zu mehreren in Vakuumbeuteln verpackt zu werden.

 

Hier findest du mehr Rezepte aus Sizilien.

 

 

Fußnoten    (↵ zurück zum Text; ggf. geschlossenen Text zunächst öffnen)

  1. Vgl. http://www.aifb.it/calendario-del-cibo/giornata-nazionale-delle-minne-santagata/ (Letzter Zugriff: 30.01.17)

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024
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2 Gedanken zu “Minne di Sant’Agata (frolla)

  • 25. Februar 2020 um 17:34
    Permalink

    Diese Minnelli habe ich gemacht und bin super damit angekommen.
    Ein toller Nachtisch, den ich noch mit rosa gefärbter Sahne umgeben habe und die Kirsche auf einen kleinen Tupfer dieser Sahne. Bei meiner Glasur hielt die Kirsche zunächst nicht, aber mithilfe der Sahne ging es. So hat die „Brustwarze „ auch einen „Warzenhof“.

    Antworten
    • 25. Februar 2020 um 17:59
      Permalink

      Hallo Siegrun – super Idee!!! 😉 😉 😉 Hast du zufällig ein Foto gemacht? LG Matta

      Antworten
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