Ossa di morto
TotenknochenZutaten
- 400 g Weizenmehl (405 / 00)
- 400 g Zucker
- 125 ml Wasser ca.! (je nach benutztem Mehl)
- 1 Msp. Zimt
- 1 Msp. Gewürznelke
Anleitung
- In einem Topf das Wasser erhitzen bis kurz vor den Siedepunkt (es darf nicht kochen!), dann den Topf vom Herd nehmen.
- Zucker und Gewürze schubweise dazu geben und gut verrühren. Man erhält einen etwas festen Sirup, denn aufgrund der hohen Zuckerkonzentration kann sich der Zucker im Wasser nicht ganz auflösen.
- 5 Minuten abkühlen lassen, dann den Sirup in das Mehl gießen und so lange verrühren bzw. kneten (mit der Hand, einem Handmixer oder in der Küchenmaschine), bis man einen homogenen, relativ festen Teig erhält.
- Auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Teig zu einer Kugel formen.
- Um die Plätzchen zu formen, gibt es zwei Möglichkeiten: ENTWEDER man rollt aus dem Teig 15 bis 20 mm dicke Würste und schneidet diese in ca. 30 mm lange Stücke (bei Bedarf kann man sie etwas verzieren, indem man bspw. mit den Zacken einer Gabel darüber zieht) ODER man sticht die Plätzchen mit einer entsprechenden Form (dem Anlass entsprechend natürlich am besten mit einem Knochen-Förmchen - ich benutze eines mit 60 mm Länge) aus, wobei man die Ausstechform etwas mehlen muss, damit der Teig nicht kleben bleibt.
- Die wie auch immer geformten Plätzchen deponiert man dann auf einem mit Backpapier ausgelegten Tablett, bedeckt sie mit einem saubenen Abtrockentuch und stellt sie 3 Tage in die sizilianische Oktober-Sonne - alternativ 4 Tage an einen warmen Ort in einer beheizten deutschen Küche.
- Am Ende der 3 bzw. 4 Tage muss die Oberfläche der Plätzchen weiß und gut durchgetrocknet sein, während die Unterseite noch leicht feucht sein muss. In jedem Fall darf man die trocknenden Plätzchen während dieser Zeit nicht bewegen.
- Sind die Plätzchen getrocknet, nimmt man sie vom Tablett und bettet sie um auf ein mit Backpapier ausgekleidetes Backblech, wobei zwischen den Plätzchen ein paar cm Abstand sein sollte. Je nach Trocknungsgrad empfiehlt es sich unter Umständen, die Unterseite des Plätzchens, bevor man es auf das Backblech setzt, noch einmal mit einem mit Wasser angefeuchteten Finger kurz zu bestreichen.
- Schließlich werden die Plätzchen bei 180 ° für 10 bis 15 Minuten im Ofen gebacken.
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Rezept-Hinweise
Moscato d'Asti (San Giuliano)
Zu diesem Keksen schmeckt ein leichter Moscato d'Asti, der mit seiner leichten Restsüße zu den würzigen Aromen der Knochen passt und mit seinen moderaten 5% Alkohol auch am Nachmittag zu genießen ist.
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Nährwerte
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Ossa di morto ist ein leckeres, aber etwas gruseliges Gebäck, das traditionell in Knochenform hergestellt wird und das man in Sizilien an Allerseelen, dem 2. November, verspeist. Nicht nur die Knochenform irritiert zunächst ein wenig, auch die magische Veränderung des Plätzchens während des Backens ruft Erstaunen hervor. Die Herstellung von Ossa di morto dauert zwar nicht lang, doch man muss eine drei- bis viertägige Ruhepause einplanen.
Dieses Gebäck wird von Sizilianern jeden Alters gern gegessen, doch in Bezug auf die Kinder hat es eine besondere Bewandnis: In der Nacht vom 1. auf den 2. November, wenn es darum geht, am nächsten Tag, nämlich Allerseelen, der Toten im Familien- und Freundeskreis zu gedenken, bringen der Legende nach die Toten den Kindern kleine Geschenke und Süßigkeiten, besonders eben die Ossa di morto, die ans Fußende des Kinderbetts oder auf den Tisch gestellt werden. Auf den ersten Blick ist das vielleicht etwas irritierend, aber ich finde, eigentlich ist es eine schöne Sitte, die den Bezug von Kind und Verstorbenem sozusagen “am Leben” hält bzw. den Verstorbenen weiter im Leben der Familie präsent sein lässt. Natürlich geht es auch um Trauer, aber eben auch um den positiven Blick auf die Toten, und schließlich heißt das Fest auch im Italienischen der Tag der Toten (giorno dei morti). An diesem Tag werden die Toten in das Leben der Lebenden stärker einbezogen, was so weit gehen kann wie früher in Rom, wo man an Allerseelen am Grab eines toten Verwandten ein Festmahl verspeiste.[1] Vielleicht auch auf den zweiten Blick noch irritierend mag sein, dass diese typischen Süßigkeiten nun auch noch die Form eines Totenknochens haben, aber wahrscheinlich illustriert dies nur ihren Verwendungszusammenhang. Übrigens schmecken Ossa di morti nicht nur am katholischen Allerseelen, sondern auch am evangelischen Totensonntag!
Allerseelen ist im ganzen katholischen Italien ein wichtiges Fest, und besonders in Sizilien kann man schon Wochen vorher in den Pasticcerien die kunstvoll hergestellten Ossi di morto oder noch kunstvoller geformtes Marzipan bewundern. Während die aus Marzipan (Pasta reale) bestehenden, naturalistische Früchte u.ä. dastellenden Frutta di Martornara aufgrund ihrer aufwändigen Herzustellung meist den Konditoren überlasssen wird, werden Ossa di morto durchaus noch in den Familien selbst gebacken.
Einleitend schrieb ich von der magischen Veränderung des Plätzchens, die sich beim Backen vollzieht. Damit hat es Folgendes auf sich: Da die äußere Oberfläche der Plätzchen nach dem Trocknen bereits relativ hart und trocken ist, bleibt diese in etwa so, doch der Zucker im Inneren des Plätzchens schmilzt durch die Hitze beim Backen, läuft aus und lässt einen dunklen, krokanten zweite Plätzchenteil entstehen. Deshalb ist der weiße Plätzchenteil auch innen teilweise hohl. Das funktioniert allerdings nur, wenn der Boden des Plätzchens beim mehrtägigen Vortrocknen nicht auch schon getrocknet ist. Und das Plätzchen sollte möglichst relativ groß sein, damit auch eine entsprechende Masse auslaufen kann – meine Ausstechform ist mit 6 cm Breite etwas zu klein, um mehr als einen etwas größeren braunen Fleck unter dem Plätzchen produzieren zu können.
Wer nicht 3 bis 4 Tage warten will, bis das Vortrocknen beendet ist, kann den Prozess auch beschleunigen: Man stellt die Plätzchen in den Ofen und heizt diesen nur bis zur Mindesttemperatur auf. Damit die Feuchtigkeit austreten kann, lässt man die Backofentür (z.B. durch einen eingeklemmten Holzlöffel) leicht offen, und nach zwei bis drei Stunden ist die Trocknung erfolgt. Allerdings ohne Gewähr – ich habe dies noch nicht selbst ausprobiert: Die Heizerei ist nicht sehr ökologisch, und vermutlich ist es auch schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu finden, denn die Plätzchen dürfen weder zu wenig noch zu stark getrocknet werden.
Wie fast immer, gibt es auch bei den Ossa di morto verschiedene Varianten. Die oben vorgestellte ist die klassische und verbreitetste. Mitunter werden jedoch noch gehackte Mandeln, Eiweiß und ein wenig Marsala hinzugefügt, doch diese Plätzchen werden dann ohne Trocknungsphase sofort gebacken. Wenn wir uns den für Ossa di morto lokal auch benutzten Namen mustazzoli anschauen, haben wir das gleiche Phänomen: Im Palermitanischen, also im Westen der Insel, versteht man darunter Ossa di morto (mit Trocknungsphase), im Catanesischen, also im Osten, meint man damit hingegen ein Mandelgebäck. Und außerhalb Siziliens sieht es wieder ganz anders aus: In Venetien beispielsweise schenken verlobte Männer ihren zukünftigen Bräuten zu Allerseelen ein Säckchen mit Bohnen aus farbigem Mürbeteig, die dort Ossa di morto genannt werden.
Hier findest du mehr Rezepte aus Sizilien.
- Vgl. Giorno dei defunti, zit. n.: https://maestra.hu/content/maestra/270/ingyenes-szovegertes-09-giorno-dei-defunti.pdf (Letzter Zugriff: 15.03.18)↵
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024
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