Ostern ist in Italien auch kulinarisch einer der Höhepunkte des Jahres. Nach der langen Fastenzeit darf wieder geschlemmt werden, und das tut man durch den Genuss von Lamm und Zicklein über viele verschiedene süße und salzige Torten bis hin zu Schokoladen-Eiern und Hefeteig-Tauben.
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Ostern gedenken die Christen der am Ostersonntag (Domenica di Pasqua) erfolgten Auferstehung Christi, der durch seinen Opfertod und der damit verbundenen Erlösung die Erbsünde der Menschen überwindet. Da Christus angeblich am Ostermorgen aus dem Grabe schlüpfte wie ein Küken aus der Eierschale, wurde das Ei zu einem wichtigen Auferstehungssymbol in der katholischen Bildlehre. Zu dieser Funktion kommt hinzu, dass während der Ostern vorausgehenden vierzigtägigen Fastenzeit nicht nur Fleisch, sondern auch Eier verboten sind. Da man die während der Fastenperiode gebrüteten Eier natürlich nicht einfach wegschmiss, sondern sie zwecks späterer Nutzung zu konservieren versuchte, wurden die Eier zunächst hart gekocht und dann gefärbt, wobei verschiedene Farben ursprünglich auf verschiedene Legedaten verwiesen. Unsere heutigen hübschen, bunten Ostereier haben also einen ganz praktischen Hintergrund.
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Während das Dekorieren von Eiern durch Färben, Bemalen usw. in ganz Europa verbreitet ist, kennt man in Italien (und wenigen anderen Ländern) noch eine andere Sitte: Das Schokoladenosterei in überdimensionierter Größe. Dabei fing es auch mit den Schokoladeneier erst ganz klein an: Angeblich sollen in Frankreich bereits im 17. Jahrhundert Schokoladeneier produziert worden sein[1], gesichert ist jedenfalls, dass man zu Beginn des 19. Jahrhundert in Frankreich und auch in Deutschland Schokoladeneier kannte, doch diese waren noch klein und aus Vollschokolade. Erstmals industriell produziert wurden sie dann in England ab 1875 von Cadbury. Die für Italien heute so typischen riesigen Ostereier sind hingegen Hohlformen. Diese Schokoladeneier wurden in Italien wohl erstmals 1920 in Turin produziert,[2] ab 1925 wurden sie mit einem kleinen Geschenk im Inneren hergestellt, wie es noch heute die italienische Firma Ferrero mit den Überraschungseiern für Kinder tut. Mit der Zeit wurden jedenfalls die Schokoladeneier immer größer und die Herstellung ging mehr und mehr von den Schokoladenmeistern über auf die Industrie, die heute mit üppigen Schokoladeneiern den Markt bedient. Populär sind die großen Schokoladeneier nach wie vor, gern werden sie auch verschenkt. Es gibt sogar Wettbewerbe, bei denen die schönsten handgefertigten Eier prämiert werden.
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Da wir gerade bei der italienischen Süßwarenindustrie sind, sei noch auf eine weitere süße österliche Spezialität hingewiesen: die (auch in obigem Foto zu erkennende) Colomba di Pasqua, die Oster-Taube. Die massenhafte Verbreitung dieses Hefegebäcks zu Ostern verdanken wir dem mailänder Süßwarenhersteller Motta, der zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jh. auf die Idee kam, die nach der Panettone-Produktion für das Weihnachtsfest ungenutzten Produktionskapazitäten der Firma besser zu nutzen und durch die Herstellung von Oster-Tauben auszulasten. Diese Idee war nicht nur für Motta sehr erfolgreich, sondern bescherte dem Osterfest eine weitere, heute in ganz Italien verbreitete kulinarische Oster-Sitte. Mottas Erfindung basierte vielleicht auf der Legende, nach der im langobardischen Reich bereits im 7. Jh. ein gesüßtes Gebäck in Taubenform als Zeichen des Friedens bekannt gewesen sein soll.[3] Die österliche Taube dürfte hingegen eher in einer anderen ikonographischen Tradition stehen, nämlich der, derzufolge die Taube den Heiligen Geist symbolisiert. Jedenfalls erscheint die Taube seit dem 4. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Osterereignis.[4]
Colomba di Pasqua selbstgemacht
Die Colomba di Pasqua muss man nicht industriell produziert kaufen, sondern kann sie auch selbst backen. Dafür fertigt man nach unserem Panettone-Rezept (oft verzichtet man auf die dort angegebenen Rosinen) eine entsprechende Menge Teig an. Zur Formgebung (gewünscht wird eine Taube mit gespreizten Flügeln in Aufsicht) benutzt man ofenfestes, schmales Backpapier auf einer langen Rolle oder bastelt mit Alufolie eine Taubenform. Bestreut wird die Taube mit Mandeln und Hagelzucker.
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Mit dem Ei und der Taube haben wir schon zwei wichtige Ostersymbole erwähnt – es fehlt das Lamm. Das Lamm ist einerseits bereits in antiken Kulten ein Symbol der Unschuld und andererseits als das Pessach-Lamm des Judentums ein Opfer an Gott. Beide Stränge vereinigen sich im Christentum, wo Johannes der Täufer an zwei Stellen des Johannes-Evangeliums auf Christus als „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“, hinweist – sozusagen Christus, der sich demütig, unschuldig als Gottes Sohn für die sündigen Menschen opfert. So konnte das Lamm als Agnus Dei (Lamm Gottes) zum Symbol Christi werden und erschien bereits in frühchristlicher Katakombenmalerei als Christussymbol. Im österlichen Kontext wird das Lamm oft mit der Siegesfahne dargestellt, um den Doppelcharakter von Tod (Kreuzestod) und Sieg (Auferstehung) anzudeuten. Und so verwundert nicht, dass das Lamm auch in der österlichen Küche präsent ist, besonders in Gestalt vieler Fleischgerichte als Osterlamm (oft als AbbacchioVgl. ausführliche, bebilderte Lebensmittelinfo-Seite Römisches Milchlamm), doch mitunter auch als Form für Kuchen und Küchlein.
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Das Brauchtum zu Ostern in Italien ist natürlich vor allem religiös geprägt und findet seinen Ausdruck in vielen lokalen Festivitäten, die mitunter mit Prozessionen verbunden sind. Oft spielen auch die schon genannten Symbole Ei und Taube eine Rolle. Genannt sei hier als eines von zwei Beispielen der Scoppio del carro (dt.: Explosion des Karrens), ein angeblich seit den ersten Kreuzzügen in Florenz begangenes Fest. Dabei wird ein Karren, genannt Brindellone, von weißen Ochsen vom Piazzale del Prato bis zum Domplatz gezogen, wo er zwischen Dom und Baptisterium platziert wird. Vom Altar des Doms schießt dann der Erzbischof eine Rakete in Form einer Taube (!), die durch Seile geführt gut 150 m weit fliegt, den Karren trifft und damit ein auf dem Karren positioniertes Feuerwerk auslöst.[5] Nicht Tauben, sondern Eier sind hingegen die Objekte beim Punta e cul, dem Ostervergnügen in Urbania (PU) in den Marken. Hier spielt man mit hartgekochten Eiern auf den Straßen, und Sieger ist derjenige, dessen Ei unbeschädigt bleibt.[6]
Schokoladeneier, Colomba-Kuchen und Lamm-Gerichte sind zu Ostern in ganz Italien weit verbreitet. Doch daneben gibt es viele Gerichte, die vormals eher im lokalen Rahmen bekannt waren, mittlerweile jedoch auch italienweit Bedeutung erlangt haben. Dies gilt besonders für viele, viele salzige und süße torte. Am bekanntesten sind vermutlich die ursprünglich ligurische Torta pasqualina, die mit Spinat/Mangold, Ricotta und Ei gefüllt ist, und die süße neapolitanische Pastiera napoletana mit Hartweizenkörnern und Ricotta. Unter wechselnden Namen und Rezepturen hergestellt und konsumiert werden einige eher mehlhaltige torte wie die Cresce di Pasqua, die salzig sind und in denen oft Käse verwendet wird, und die Pizze pasquali dolci, die keine Pizzen im landläufigem Sinne sind, sondern meist süßes Hefegebäck. Nicht zu vergessen sind die österlichen Suppen, allen voran die sizilianische Sciuscieddu. Einige weitere Gerichte findest du über den Link unten zu den Oster-Gerichten.
Erfreulicherweise ist nach Ostermontag (Pasquetta bzw. Lunedì dell’angelo) noch nicht alles vorbei, denn die Osterzeit dauert fünfzig Tage, so dass man Zeit genug hat, mal das eine oder andere Ostergericht auszuprobieren.
Kulinarisch ist zu beachten, dass Karfreitag noch nicht zu Ostern gehört, weshalb die Karfreitags-Speisen andere als die österlichen sind.
Hier alle Rezepte zu
Ostern
und Karfreitag
auf Authentisch-Italienisch-Kochen.de.
- Vgl. https://www.lifegate.it/persone/stile-di-vita/com_e_nato_l_uovo_di_cioccolato (Letzter Zugriff: 05.04.20)↵
- Vgl. http://www.piemontetopnews.it/cioccolato-anche-in-fatto-di-uova-torino-e-da-primato/ (Letzter Zugriff: 05.04.20)↵
- Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Colomba_pasquale#Leggende_sul_dolce_in_Lombardia (Letzter Zugriff: 05.04.20)↵
- Vgl. Karl Heinz-Mohr: Lexikon der Symbole. Bilder und Zeichen der christlichen Kunst, Düsseldorf 1976, S. 281↵
- Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Scoppio_del_carro (Letzter Zugriff: 05.04.20)↵
- Vgl. https://www.eataly.net/it_it/magazine/eataly-racconta/tradizioni-pasqua-regione-vai-usanza-trovi/ (Letzter Zugriff: 05.04.20)↵
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024
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Pasquetta ist traditionell Beginn der Picknicksaison, auch bei weniger gutem Wetter. Bevorzugt werden Orte, die viele Leute anziehen, die eine gefasste Quelle haben, möglichst auch einen Bach zum Kühlen der Weinflaschen. Man schätzt gute Nachbarschaft lädt gegenseitig zum Probieren ein. Und es wird meist auch musiziert.
Netter Beitrag!