Preboggion ist eine in Ligurien viel genutzte Kräutermischung. Man benutzt sie zum Füllen von Nudeln, für Reisgerichte, salzige Torten, Suppen, Salate usw. Die Zusammensetzung ist nicht genau definiert, sondern hängt vom örtlichen Vorkommen und von der Jahreszeit ab. Und damit ist das Problem der Beschaffung schon angedeutet – selbst in Ligurien variiert die Zusammensetzung, und außerhalb Liguriens ist ein solch fertig zusammengestellter Kräuterstrauß nicht zu bekommen. Dies liegt vor allem daran, dass viele der Kräuter Wildkräuter sind, die am frühen Morgen auf hügeligen Wiesen oder in Mauerritzen gesucht und gesammelt werden wollen. Aber nicht alle Kräuter müssen so beschafft werden, einige Zutaten sind auch auf den Wochenmärkten erwerbbar und manche Pflanzen findet man auch in Kräutereien.
Gängige Kräuter bzw. Gemüse:
Borretsch (Gurkenkraut) (Borago officinalis)
Mangold (Beta vulgaris subsp. vulgaris)
Petersilie (Petroselinum crispum)
Wirsing (Brassica oleracea var. sabauda) wenn man es ganz richtig machen will: Sorte San Giovanni
Aus Kräutereien beziehbare oder zu sammelnde Kräuter:
Bittere Reichardie (Reichardia picroides) Link
Echter Kerbel (Anthriscus cerefolium) Link
Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus) Link ersatzweise die Kulturformen Chicorée oder Radicchio
Gemüse-Gänsedistel (Sonchus oleraceus) Link
Gewöhnlicher Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) Link
Glänzender Schweinssalat / Wilder Radicchio (Hyoseris radiata subsp. graeca) Link
Große Brennnessel (Urtica dioica) Link
Klatschmohn (Papaver rhoeas) Link
Milchlattich (Cicerbita) Link
Pimpinelle (Sanguisorba minor) Link
Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) Link
Steifhaariger Löwenzahn (Leontodon hispidus) Link
Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris) Link
Weichhaariges Schwefelkörbchen (Urospermum dalechampii) Link
Wilder Mangold (Beta vulgaris subsp. maritima) Link
Damit das Kräutersuchen besser klappt, haben wir auf weiterführende Seiten verlinkt, wo zumeist Bildmaterial vorhanden ist. Aber bitte beachten, dass nicht alle Pflanzen auch hier wachsen. Und: Man nutzt nur die Blätter, nicht Stiele oder Blüten (bspw. ist der weißliche Saft des Löwenzahns äußerst unbekömmlich).
Die vorstehende Kräuterliste nennt die möglichen Bestandteile der Preboggion-Kräuter, aber nicht alle müssen tatsächlich vorhanden sein. Man sagt, dass normalerweise fünf bis sieben unterschiedliche Kräuter ausreichend sind, doch sollten diese möglichst unterschiedliche Geschmacksqualitäten (süß, bitter, herb, sauer …) besitzen und zusammen einen leicht (!) bitteren Geschmack bewirken.
Was tun, wenn man nichts findet?
Dann greift man auf die oben genannten gängigen Kräuter bzw. Gemüsesorten zurück (dabei sollten vor allem Borretsch und Mangold dominieren) und schaut (zumindest im Frühjahr oder Sommer), was der eigene Garten oder öffentliche Park zu bieten hat. Ein paar Brennnesseln oder Löwenzahn finden sich überall, doch die Pflanzen sollten möglichst im frühen Wachstumsstadium sein. Um eine leichte Bitternote in die Gemüsemischung zu bekommen, bieten sich Friséesalat, Chicorée oder Radicchio an, die ihrerseits durch süßere Salate ausbalanciert werden können.
Und wenn man wirklich gar nichts findet?
Dann sollte man am 2. August, dem Tag des Sant’Eusebio, in Genua auf der Piazza Dei Micone sein, denn dort wird dann die Festa del Preboggion gefeiert.[1]
Über die Herkunft des Namens Preboggion gibt es verschiedene Theorien. Eine bezieht sich auf Gottfried von Bouillon, einen der Heerführer des 1. Kreuzzugs, dessen Truppe 1099 Jerusalem eroberte. Während dessen Belagerung wurden die Lebensmittel knapp und die Soldaten sollen schließlich in Ermangelung von Essbarem auch Kräuter gesucht haben, die dann für Bouillon (lat.: pro Buglionis) bestimmt waren. Aus diesem Ausdruck soll dann im Laufe der Zeit Preboggion geworden sein.[2] Einer anderen Theorie zufolge stammt der Name vom dialektalen Verb preboggì, was in etwa brühen[3] oder vorkochen[4] bedeutet.
Alle auf Authentisch-Italienisch-Kochen.de veröffentlichten Rezepte, die Preboggion enthalten, findest du unter der Zutat Preboggion.
- Vgl. https://www.gazzettadelgusto.it/prodotti/preboggion-ligure-storia-composizione-e-ricette-del-mix-di-erbe/ (Letzter Zugriff: 13.12.21)↵
- Vgl. https://www.taccuinigastrosofici.it/ita/news/medioevale/personaggi/Goffredo-di-Buglione-e-il-Preboggion-prebuggiun.html (Letzter Zugriff: 13.12.21)↵
- Vgl. https://www.floraitaliae.actaplantarum.org/viewtopic.php?t=9272 (Letzter Zugriff: 13.12.21)↵
- Vgl. https://blog.cenobio.it/preboggion-genovese-cose-e-come-usarlo-in-cucina/ (Letzter Zugriff: 13.12.21)↵
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024
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matta@a-i-k.de
Liebe Matta,
gegen Deine Information “… dabei sollten vor allem Borretsch und Mangold dominieren….” kann ich als Biologin/Botanikerin nur heftigen Widerspruch einlegen. Mangold ist ok (den habe ich nur zitiert wegen der Vollständigkeit des Zitats), aber eine Kräutermischung, in der Borretsch dominiert, sollte man meiden, der enthält nämlich giftige Alkaloide, die leberschädigend wirken.
Liebe Grüße
Christa
Liebe Christa,
stimmt: Irgendwelche Pyrrolizidinalkaloide sind im Borretsch, doch ich finde: Man isst ja nicht jeden Tag kiloweise Borretsch. Das ist wahrscheinlich ähnlich wie mit den radioaktiv belasteten Pilzen. Bei der Recherche zu dem Rezept bin ich auch über dieses Problem gestolpert und hatte u.a. angesichts dieses Artikels aus der FR auch etwas Bedenken, doch in Maßen genossen … Die Hessen haben übrigens das gleiche Problem mit ihrer Grünen Sauce, denn da ist auch Borretsch drin.
LG Matta