Streetfood werden Speisen genannt, die auf der Straße (oder unter einfachen Bedingungen) hergestellt und/oder dort (d.h. in der Öffentlichkeit) konsumiert werden. Hinsichtlich der Herstellung können die Gerichte vorgefertigt oder vorgekocht sein, so dass nur noch die Fertigstellung kurz vor dem Verzehr erfolgt. Auch der Ort der Herstellung muss nicht zwingend die Straße selbst sein, denn auch kleine Geschäfte, in denen nur produziert und verkauft, nicht aber gegessen wird, stellen Streetfood her. Das typischste und erfolgreichste Streetfood-Essen Italiens stammt aus dem 18. Jahrhundert: Die PizzaVgl. ausführliche, bebilderte Info-Seite zur Pizza wurde nämlich lange, bevor man sie in Pizzerien herstellte und dort auch aß, auf Neapels Straßen von fliegenden Händlern angeboten und dort auch gleich vom Käufer verspeist. Überhaupt “beginnt die europäische Geschichte des Streetfood in Neapel”[1], wo einerseits das milde Klima das außerhäusliche Essen erleichterte, andererseits die schlechten sozialen Verhältnisse, v.a. in Gestalt fehlenden Wohnraums, dieses erzwangen. Ein typisch norditalienisches Beispiel für Streetfood sind die Focacce. Auch viele für Süditalien typische Frittier-Gerichte, wie z.B. Supplì alla romana (Latium), Pettole, Panzerotti (beide Apulien) oder Arancini di riso (Sizilien), entstammen ursprünglich (mobilen) Frittierküchen (it: friggitorie), die auch oft frittierten Fisch oder Gemüse (z.B. Carciofi fritti in pastella) verkaufen. Ein Beispiel aus dem Bereich des fleischbasierten Streetfoods wäre Porchetta, im Ganzen auf dem Spieß gegartes Spanferkel, das auch heute noch oft portionsweise von mobilen Händlern auf Märkten, an Ausflugszielen oder vor Sehenswürdigkeiten angeboten wird.
Oftmals wird Streetfood als Spuntino verzehrt, d.h. als kleine Zwischenmahlzeit zwischen den Hauptmahlzeiten, die hierdurch aber auch ersetzt werden können. Und Streetfood ist meist auch zugleich Fingerfood, damit es ohne Besteck und Teller einfach in der Öffentlichkeit gegessen werden kann.
um 1840, handkolorierte Lithographie, 14 x 20 cm, London (British Museum)
Der Maccheroni-Verkauf durch ambulante Köche in Neapel gehört zu den frühesten Formen des Streetfood.
Bildinfo
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File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/49/Mangia_Maccaroni_%28Eaters_of_pasta%29_%28BM_1915%2C1023.16%29.jpg
Attribution: British Museum, Public domain, via Wikimedia Commons
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Das Verhältnis zwischen italienischem Streetfood (oder cibo di strada, wie man es auf Italienisch nennen würde) und dem, was wir in Nordeuropa und Amerika mit Fastfood bezeichnen, ist hingegen komplizierter. Italienisches Streetfood unterscheidet sich von Fastfood eigentlich durch drei Merkmale: Erstens werden die Speisen italienischen Streetfoods oft nicht industriell gefertigt, sondern meist durch kleine, spezialisierte Handwerksbetriebe, oftmals sogar Familien, hergestellt, womit unschöne Begleiterscheinungen der industriellen Produktion wie haufenweise Emulgatoren, Konservierungsstoffe und andere chemische Zaubermittel weitgehend entfallen. Zweitens haben italienische Streetfood-Erzeugnisse (sieht man mal von der weltweit verkauften Pizza ab) oft nicht nur einen historischen und lokalen Ursprung, sondern werden auch nur regional in einem begrenzten Bereich hergestellt und nachgefragt, wie oben am Beispiel des frittierten Streetfoods Süditaliens schon angedeutet wurde. Schließlich drittens der Aspekt der Zeitdauer des Konsums: Während Fastfood oft nur eine zeitlich schnelle Möglichkeit ist, aufkommenden Hunger zeitökonomisch zu überwinden, ist italienisches Streetfood nicht so eng mit dem Zeitfaktor verbunden. Natürlich kann man auch dieses schnell konsumieren, doch klimatische und meteorologische Unterschiede haben auch eine andere Esskultur zur Folge: Wer unter dem (regen-)tropfenden Vordach einer Pommesbude sein schnelles Mittagsmahl verspeist, wird zwangsläufig schneller essen als jemand, der bei lauen Temperaturen und blauem Himmel einen Panzerotto genießt…
- Dieter Richter: Con gusto. Die kulinarische Geschichte der Italiensehnsucht, Berlin (Wagenbach) 2021, S. 33↵
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 16. Juni 2022
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