Taralli
TaralliZutaten
- 500 g Weizenmehl (405 / 00)
- 1 Ei
- 100 ml Olivenöl extra vergine
- 150 ml Wasser lauwarm
- 21 g Bierhefe (frisch)
- 2 TL Salz
Anleitung
- Die Hefe in 50 ml lauwarmem Wasser lösen.
- Das Mehl in eine Schüssel geben, Salz, Hefe, Ei und Öl hinzugeben und vermengen.
- Portionsweise ca. 100 ml Wasser hinzufügen und den Teig kneten, bis er die Konsistenz eines Brotteigs hat.
- Den Teig zugedeckt mit einem Geschirrtuch eine Stunde gehen lassen.
- Vom Teig dünne Scheiben abschneiden und diese mit den Händen zu ca. 1 cm dicken Rollen ausrollen. Nicht dicker als 1 cm, denn die Taralli gehen noch auf. Diese dann auf Stücke von ca. 14 bis 16 cm Länge zuschneiden.
- Die Teigstücke kringelförmig auslegen und dabei die beiden Enden sich überkreuzen lassen und leicht andrücken (in etwa wie eine AIDS-Schleife).
- Wasser in einem breiten Topf zum Kochen bringen.
- Die Teigstücke portionsweise in "ruhig" kochendes Wasser geben (das Wasser sollte nicht sprudelnd kochen, sondern nur so gerade eben). So lange im Wasser lassen, bis die Teigstücke nach oben an die Wasseroberfläche kommen (das geht sehr schnell) und sie dann mit Hilfe eines Schaumlöffels auf einem Geschirrtuch absetzen und 10 Minuten trocknen lassen.
- Die Teigstücke auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech absetzen. Bei unserer Standardmenge braucht man tatsächlich zwei Backbleche.
- Die Tatralli im auf 200 ° vorgeheizten Ofen ca. 35 Minuten backen, bis sie ganz leicht goldbraun sind.
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Nährwerte
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Tralli sind heutzutage beliebte Snacks, die oft den Genuss von Bier oder Wein begleiten. Ob als eine Art Aperitivo-Begleiter, als Fernseh-Knabberei oder einfach so zwischendurch: Taralli dürfen in Süditalien nicht fehlen.
Wer DAS Taralli-Rezept sucht, wird hier nicht fündig werden, denn dies gibt es nicht. Taralli werden oft mit etwas angereichert, z.B. mit Wein, Zwiebeln, Knoblauch, Fenchel, Sesamsamen, Mohnsamen, Pfeffer, Peperoncino, Mandeln usw. Auch der Teig ist unterschiedlich und wird meist mit feinem Mehl (tipo 00) gemacht, doch es gibt auch Taralli z.B. aus Dinkelmehl. Manchmal benutzt man Hefe oder Backpulver, manchmal keinerlei Triebmittel. Aufgrund der regionalen Vielfalt sind die Varianten sind kaum zählbar. Schaut man sich nur die Taralli an, die als regionales Lebensmittel den PAT-Status besitzen, so sind dies 12 in Apulien, 9 in Kampanien, 7 in Basilikata, 5 in Kalabrien, 2 in Molise und jeweils 1 in Latium und Sizilien.[1] Wir haben uns für einfache Standard-Taralli entschieden, die wir ggf. zu verfeinern unseren Leserinnen und Lesern überlassen (weitere Zutaten arbeitet man in den Teig ein).
Ebenso wie die Rezepturen sind die Größen des Gebäcks verschieden. Teilweise gibt über diese schon der Name Auskunft: Taralli sind gewöhnlich größer als Tarallini (= Verkleinerungsform) oder Tarallucci (ebenfalls eine Verkleinerungsform), doch je nach Region wird unter Taralli mal relativ kleines (z.B. in Apulien), mal relativ großes (z.B. in Neapel) Gebäck verstanden. Der durch die Lebensmittelindustrie (von namhaften Firmen hergestellte Taralli gibt es mittlerweile auch im Supermarkt) beförderte Trend geht jedenfalls aufgrund der besseren Konsumierbarkeit in Richtung kleinere Taralli, die auch wir bei unserem Rezept geformt haben.
Auch bei der Zubereitung gibt es unterschiedliche Wege. Teilweise wird das Gebäck vor dem Backen noch kurz in Wasser gekocht, damit es seine charakteristische knusprige Konsistenz bekommt (ähnlich wie Brezel). Dies ist unbedingt bei den sogenannten Scaldatelle der Fall, während Taralli usw. vor dem Backen gekocht werden können, aber nicht müssen.
Mal davon abgesehen, dass es bezüglich der Entstehung der Taralli natürlich unzählige Legenden gibt (in Apulien datiert man die Entstehung der Taralli ins Jahr 1400, als eine arme Mutter ihren Kinder etwas kochen wollte, traurig in die Vorratskammer blickte und dort nur noch wenige Zutaten fand, diese verarbeitete und so dieses Gebäck erfand[2]), so dürften die Taralli ursprünglich ein Produkt der Cucina povera, um nicht zu sagen: der Resteküche sein. Aus Neapel wird berichtet, Bäcker hätten gegen Ende des 18. Jahrhunderts beim Brotbacken übrig gebliebene Teigreste (anstatt sie wegzuwerfen) mit Schmalz und Pfeffer verfeinert, in Streifen geschnitten, gekringelt geformt und gebacken.[3] Damit schufen sie ein sättigendes Essen für die verarmten Großstädter am Fuße des Vesuvs, die so die Möglichkeit hatten, für wenig Geld satt zu werden. Die für die neapolitanischen Taralli typischen Mandeln wurden erst ab Beginn des 19. Jahrhunderts hinzugefügt.[4]
Bildinfo
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Attribution: Luciano De Crescenzo, Public domain, da Wikimedia Commons
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Taralli wurden übrigens ursprünglich noch warm, d.h. frisch gebacken konsumiert. Auch heute wird auf mancher industriell hergestellten Taralli-Packung das Erwärmen empfohlen. Früher wurden frisch gebackene Taralli in Osterien zusammen mit Wein konsumiert oder aber im Straßenverkauf durch sogenannte tarallari vertrieben. Diese Straßenhändler sind mittlerweile leider längst ausgestorben. Ein in Neapel stadtbekannter Tarallaro war Fortunato Bisaccia, der auf dem Pignasecca-Markt seine Ware anbot. Pino Daniele hat ihm mit dem Lied Fortunato ein musikalisches Denkmal gesetzt und Luciano De Crescenzo (La Napoli di Bellavista) verdanken wir ein 1979 aufgenommenes Foto des Straßenhändlers.
Bei einem so weit verbreiteten Gebäck wie den Taralli wundert es nicht, wenn dieses nicht auch Eingang in Redewendungen gefunden hätte. Bspw. sagt man finire a tarallucci e vino (dt.: bei Wein und Tarallucci enden). Damit meint man die Beilegung eines zuvor geführten Disputs oder eines leichten Streits in freundlicher, friedlicher Atmosphäre, die auf Überwindung des zuvor entstandenen Risses abzielt. Diese positive Bedeutung wird aber überlagert durch eine gegenläufige, eher negative (und zeitlich neuere) Bedeutung der Redewendung. Gemeint ist dann eine Art Abrede, die (vor allem im Bereich der Politik) zur Wahrung eigener statt öffentlicher, dem Gemeinwohl dienender Interessen getroffen wird: “In Bezug auf politische Vereinbarungen oder ernste Krisen bedeutet die Aussage, dass die Angelegenheit in Tränen endete, dass eine Absprache unter dem Tisch, eine Vertuschung, ein egoistischer Kompromiss, ein Stimmenkauf stattgefunden hat. Kurzum, aus einer heiteren Versöhnung [wird etwas, das] die Demokratie korrumpiert und Misstrauen gegenüber den Institutionen erzeugt.”[5]
Taralli lassen sich gut in einer Keksdose aufbewahren.
- Vgl. https://it.wikipedia.org/wiki/Tarallo (Letzter Zugriff: 17.11.24)↵
- Vgl. beispielhaft https://apulianstore.it/de/blogs/apulian-blog/tarallo (Letzter Zugriff: 17.11.24)↵
- Vgl. https://www.taralli.it/storia.htm (Letzter Zugriff: 17.11.24)↵
- Vgl. https://www.aifb.it/cultura-enogastronomica-italiana/piatti-tradizione-italiana/giornata-nazionale-dei-taralli/ (Letzter Zugriff: 17.11.24)↵
- https://www.vesuviolive.it/cultura/266228-finire-a-tarallucci-e-vino-come-nasce-questa-espressione/ (Letzter Zugriff: 17.11.24)↵